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Einmal quer durch NRW im Zeichen der Freiwilligenarbeit |
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12.09.2017 |
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Ohne sie mag man sich die Gesellschaft gar nicht vorstellen: die vielen Menschen, die freiwillig und ehrenamtlich einen unentgeltlichen Einsatz für das Gemeinwohl leisten. Wie sich insbesondere junge Menschen engagieren und welche Strukturen es hierfür in Deutschland gibt, war Thema des Fachbesuches einer Delegation aus der Ukraine bei der dbb jugend nrw Mitte August. |
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Die Freundschaft der dbbj nrw zum ukrainischen Partnerverband besteht schon viele Jahre |
Den Wert ehrenamtlicher Arbeit für diese Gesellschaft und für das zwischenmenschliche Miteinander kann man gar nicht hoch genug einschätzen. In Euro und Cent kann man den unentgeltlich geleisteten Dienst überhaupt nicht ausdrücken. Petra Mahr vom Büro für Ehrenamt und bürgerschaftliches Engagement der Stadt Aachen probiert es trotzdem. Hier sind die sieben Vertreter der Beamtenbundjugend Ukraine, Gebietsorganisation Tschernihiw zu Gast, um mehr über Freiwilligenarbeit und bürgerschaftliches Engagement in Deutschland zu erfahren. Im Zeitraum von einer Woche reisen die Vertreter vom langjährigen Partnerverband der dbb jugend nrw einmal quer durch NRW. "Es gibt etwa 210.000 Freiwillige in Aachen, die älter sind als 16 Jahre", erklärt Petra Mahr. "Rund 75.000 von ihnen leisten etwa vier Stunden pro Woche unentgeltlich einen ehrenamtlichen Dienst - Woche für Woche für Woche. Wenn man einen fiktiven Stundenlohn von 7,50 Euro zugrunde legt, erwirtschaften sie alle zusammen einen Wertschöpfungsbetrag von 9 Mio. Euro - pro Monat." |
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Das ist eine stolze Zahl, die die Gäste aus der Ukraine sichtlich beeindruckt. Und am Ende geht es bei bürgerschaftlichem Engagement um viel mehr als nur um Geld: Im vierten Freiwilligensurvey der Bundesregierung ist die Rede von deutschlandweit 31 Mio. Menschen, die einen ehrenamtlichen Dienst tun. Gäbe jeder von ihnen von heute auf morgen sein Ehrenamt auf, reduzierten sich unkomplizierte Hilfe, zwischenmenschliche Wärme und unzählige Freizeitangebote auf ein Minimum. Unsere Gesellschaft wäre nicht nur finanziell wesentlich ärmer: Ehrenamt macht unser Miteinander menschlich und hält die Gesellschaft zusammen. |
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Mit großer Begeisterung reagieren die sieben Fachkräfte aus der Ukraine auf ihrer Fachkräftemaßnahme auf die Vielfältigkeit, Beliebtheit und lange Tradition von Freiwilligenarbeit und Ehrenamt in Deutschland. Bei der Kölner Freiwilligen Agentur erleben sie einmal mehr, welchen hohen Stellenwert Freiwilligenarbeit in Deutschland hat. Die Verwaltung von Au Pair-Stellen sowie Plätzen in sozialen Einrichtungen und der Überschuss an Bewerbungen auf freie Ehrenamts-Positionen beeindruckt die Delegation sehr. Weitere Eindrücke dieser Art erhält die Gruppe auch im Freiwilligenzentrum der Caritas in Alsdorf und bei IN VIA in Köln. Der Verband der katholischen Kirche in Köln bietet diverse Angebote für Freiwilligenarbeit im sozialen Bereich. Hier wird ein besonderes Augenmerk auf die Möglichkeiten gelegt, die Angebote für freiwilliges Engagement auch fernab der europäischen Grenzen beinhalten. |
In Alsdorf bei Aachen besucht die Delegation
das Freiwilligenzentrum der Caritas
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Auch die Bundezentrale für politische Bildung in Bonn empfängt die Gäste aus der Ferne herzlich. Dort berichtet man über die Arbeit der Bundeszentrale und die Verknüpfung von haupt- und ehrenamtlicher Arbeit. Damit verfolgt man hier das Ziel, das politische Verständnis zu stärken und zu mehr politischem Engagement zu motivieren. Einen ähnlichen Ansatz - wenngleich im Bereich der sozialen Stärkung durch Bewegung und Sport - verfolgt auch die Sportjugend NRW. Bei einem Besuch des Geschäftssitzes in Duisburg lernen die ukrainischen Gäste viel über die Vereinsstrukturen und erfahren, dass der überwiegende Teil der Vereinsarbeit durch Freiwillige getragen wird. Ohne das Engagement der freiwilligen Trainer und Betreuer würde das Sportangebot im Land um mehr als die Hälfte wegbrechen - und damit auch ein wesentlicher Faktor in der sozialen und körperlichen Entwicklung der Kinder und Jugendlichen. Wie eng Sport und freiwilliges Engagement hierzulande miteinander verknüpft sind und wie wichtig sie für die Gesellschaft sind, wird der Delegation hier einmal mehr verdeutlicht. |
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Beeindruckend: Der Besuch im Jugendzentrum
"Haus Spilles" in Düsseldorf-Benrath |
Auch außerhalb von Jugendverbandsarbeit engagieren sich junge Menschen auf freiwilliger Basis. Am aktivsten sind die 14- bis 19-Jährigen, von denen sich ungefähr jeder zweite ehrenamtlich engagiert. Wie Freiwilligenarbeit mit Haut und Haar aussieht, erfahren die ukrainischen Gäste im Haus Spilles in Düsseldorf-Benrath. Das selbstverwaltete Jugendzentrum wird - bis auf eine Ausnahme - ausschließlich von Freiwilligen geleitet und betrieben. Die Organisation von Konzerten, Ausflügen, Aktionen und Aktivitäten sowie die Leitung und Verwaltung liegt allein in den Händen von freiwillig engagierten jungen Menschen. Eine Führung durch das komplette Haus, das neben einer kleinen Werkstatt auch einen Raum mit Radiostation beherbergt, lässt die Delegation staunen. |
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Aus dem Staunen kommt die Delegation dann endgültig nicht mehr heraus als sie die Freiwillige Feuerwehr in Duisburg besucht. Mit rund 15 Mann werden die Gäste dort empfangen und in die Strukturen und Besonderheiten des ansässigen Löschzugs eingeführt. Die Feuerwache in Duisburg vereint freiwillige wie hauptamtliche Feuerwehrleute unter einem Dach. Alle arbeiten Hand in Hand miteinander. Ein Mitglied der ukrainischen Vertreter, selber Leiter einer Feuerwache in Kiew, erkundigt sich besonders detailliert über die Arbeit, die Wache und Ausstattung sowie das Miteinander von Freiwilligen und hauptberuflich Beschäftigten. |
Gruppenfoto mit Feuerwehrleuten in Duisburg |
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Dass sich in Deutschland derart viele Menschen ehrenamtlich engagieren, verwundert die Gruppe im Laufe der Maßnahme immer wieder aufs Neue. "Ich hoffe, dass wir die gesammelten Erfahrungen nutzen können, um bei uns zuhause auch etwas zu bewegen und zu bewirken", äußert sich der Leiter der Delegation zuversichtlich, ehrenamtliches Engagement in der Ukraine bzw. Tschernihiw durch den Fachkräftebesuch weiter voranzubringen. |
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