Achtsam und resilient durch den Arbeitsalltag
„Erfolgreich und entspannt im Amt“ – so lautete der Titel des Seminars, das die dbb jugend nrw am 28. September in kleiner, aber feiner Runde in ihrer Geschäftsstelle durchführte. Worum es dabei ging, schildert Teilnehmer Maximilian in seinem Bericht:
Nach einführenden Worten von Bildungsreferentin Tanja Walter startete die Referentin des Seminars, Lisa Chevalier, mit einer kurzen Umfrage über mentimeter.com. Hier gaben die Teilnehmer an, auf welchem Energielevel sie sich befinden. Im Seminarverlauf wurde dies immer mal wieder abgefragt – und auch mit fortschreitender Zeit sank das Energielevel nicht, sondern stieg bisweilen sogar: Ein klarer Hinweis auf eine lebhafte und animierende Seminargestaltung mit interaktiver Einbeziehung der Teilnehmer. Lisa Chevalier gestaltete auch die theoretische Vorstellung der Seminarinhalte – z.B. den Stress- und Resilienzbegriff – so kurz und prägnant, dass zu keinem Zeitpunkt Langeweile aufkam, selbst an potenziell „kritischen Stellen“ der Theorie nicht.
Uns Seminarteilnehmern wurden die vier Modi der Reaktion auf Stress aufgezeigt: Schockstarre (aus dem Englischen „freeze“), Flucht („flight“), Gegenwehr („fight“) und unterwürfiges Handeln („fawn“). Unterschieden wurde zwischen unbedenklichem und zum Teil auch notwendigem Stress (z.B. um morgens aus dem Bett zu kommen) und ungesundem, schädlichem Stress, der zu psychischen oder sogar physischen Schäden führen kann. Neben den äußeren Faktoren der Stressentwicklung (die jeweilige Situation, die auf den Menschen einwirkt und Stress erzeugt), sind es interne Stressverstärker im Menschen selbst (z.B. die eigene perfektionistische Erwartungshaltung), die die Stresssituation und Stresswahrnehmung deutlich erhöhen können und Stressreaktionen auslösen.
Wie geht man konstruktiv mit Stress um?
Für die Bewältigung von Stress ist es notwendig, so lernten wir, auf die eigenen Energiereserven zu achten und sich nicht ausschließlich für andere aufzuzehren. Hier half uns der Merksatz „You can’t pour from an empty cup“. Die praktischen Übungen schlossen sich unmittelbar an die Theorie an. Lisa Chevalier stellte wichtige Atemtechniken vor, welche die Stresssituation minimieren. Die Ausübung der Kontrolle über den Atem ist eines der Schlüsselmomente zur Bewältigung einer stresshaften Situation. Die praktische Durchführung der 4-4-4-4-Technik (vier Sekunden lang einatmen, vier Sekunden lang halten, vier Sekunden lang ausatmen, vier Sekunden lang halten – dies mehrere Runden wiederholen) führt zu einer individuellen Entkrampfung und Entspannung.
Auch Klopfübungen an bestimmten Körperstellen bringen den Körper in Bewegung und helfen dabei, eine Schockstarre zu überwinden. Lachübungen in Verbindung mit bestimmten Bewegungen können ebenfalls sehr hilfreich sein: Diese bestehen darin, in hüpfender entspannter Pose die Hände über dem Kopf zu halten und dabei eine Minute lang laut zu lachen. Auch die AHA-Technik stellte die Referentin vor. Diese Technik besteht aus drei Teilen: dem Annehmen der Stresssituation, dem Hinterfragen der Situation und der Aktion.
Auch auf Prävention und Resilienz ging die Referentin ein. Selbstregulation ist hierfür sehr wichtig. Hier hilft es, emotionale Intelligenz aufzubauen und anzuwenden. Emotionen in der Arbeitswelt sind per se nichts schlechtes, denn „emotion is energy and motion“. Yogaübungen können außerdem helfen, körperliche und psychische Blockaden zu lösen.
Lieber Stehaufmännchen als starrer Fels in der Brandung
Resilienz, so führte die Referentin weiter aus, sei weniger wie ein starrer Fels in der Brandung zu verstehen, sondern mehr wie ein Stehaufmännchen. Der Vorteil: Das Stehaufmännchen kann flexibel auf Stresslagen reagieren und dadurch schneller Lösungen herbeiführen. Perfektionismus hilft hier nicht weiter, denn er ist ein potenzieller Stressverstärker. Das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten hingegen stärkt die Selbstwirksamkeit – ein wesentlicher Faktor der Stressbewältigung.
Am Ende des ereignisreichen und lebhaften Seminars füllten die Seminarteilnehmer einen Antreiber-Fragebogen aus, den sie anhand der Auswertungshilfe eigenständig auswerteten. Hierbei stellten wir unsere inneren Antreiber und Grundhaltungen fest, welche als Stressverstärker den Stress erhöhen. Neben der Bewusstwerdung der eigenen inneren Antreiber erarbeiteten wir in Kleingruppen „Erlauber“, die helfen, das eigene Stressverhalten zu reflektieren und den Stress zu reduzieren.
Insgesamt ließ die Referentin stets Raum für den Austausch bei aufkommenden Fragen und wirkte daran mit – der individuelle und spontane Erfahrungsaustausch bettete sich sehr positiv in das Seminar ein. Der Umgang unter den Seminarteilnehmern war sehr offen, vertraulich und wertschätzend, das Verhältnis von Theorie, praktischen Übungen und Erfahrungsaustausch balanciert und angenehm. Zur Stimmungshebung trugen nicht zuletzt auch die frisch belegten Brötchen aus der Bäckerei und die kalten und warmen Getränke bei, welche die dbb jugend nrw den Teilnehmern zur Verfügung stellte. 🙂
Ermöglicht wurde dieses Seminar durch das Jugendwerk der dbb jugend nrw e.V. mit großzügiger Unterstützung durch das Förderprogramm der BBBank