
Es geht um die Zukunft – von jungen Menschen und vom Öffentlichen Dienst
In Zeiten politisch wechselnder Strömung, einem Gefühl von wenig planbaren Zeiten und vielen Unsicherheit treffen sich nächste Woche junge Menschen aus dem Öffentlichen Dienst aus ganz NRW, um beim 21. Landesjugendtag der dbb jugend nrw darüber zu reden, wie es weitergehen kann: mit der Jugend, mit der Gesellschaft und mit dem Öffentlichen Dienst.
Große Dinge werfen ihre Schatten voraus: Alle vier Jahre kommen die Mitglieder der Deutschen Beamtenbund-Jugend NRW (dbb jugend nrw) aus ganz Nordrhein-Westfalen zusammen, um ihre Marschroute für die nächsten Jahre auszuloten und aus ihren Reihen einen neuen ehrenamtlichen Vorstand zu wählen. In diesem Jahr tun sie das zum 21. Mal in der Verbandsgeschichte – und es geht um nicht weniger als um die Zukunft.
„Zukunft sichern – Nachwuchs stärken“ lautet das Motto, unter dem sich vom 4. bis 5. April die jungen Beschäftigten aus allen Bereichen des Öffentlichen Dienstes in Bergisch Gladbach treffen werden. Nicht ohne Grund, denn den Verband beschäftigt dieses Thema aus zweierlei Perspektiven: einmal als Jugendverband, der sich als Sprachrohr für die Belange junger Menschen versteht und zum zweiten als gewerkschaftlicher Dachverband.
”Junge Menschen brauchen gezielt Mitsprachemöglichkeiten, weil sie gesellschaftlich unterrepräsentiert sind.
Susanne AumannLandesjugendleiterin
In beiden Bereichen stehen die Zeichen auf Alarm. Ein Blick in die Jugendstudien der letzten Monate zeigt: Es stand schon besser um die Jugend als Hoffnungsträger des Landes. Denn junge Menschen fühlen sich zu wenig gehört und beteiligt. Sowohl gesellschaftlich als auch wirtschaftlich blicken sie sorgenvoll in die Zukunft. Dem möchte die dbb jugend nrw etwas entgegensetzen und wird darum unter zahlreichen Anträgen auch einen diskutieren, der sich für mehr Mitbestimmung von Kindern und Jugendlichen einsetzt.
„Junge Menschen haben sowohl im schulischen und politischen Bereich wie auch im öffentlichen und digitalen Raum wenig Mitsprache- und Einflussmöglichkeiten, weil sie in der Gesellschaft unterrepräsentiert sind“, sagt Susanne Aumann, Vorsitzende des gewerkschaftlichen Jugenddachverbandes. Dennoch werden in all diesen Bereichen Entscheidungen getroffen, die genau die junge Generation nachhaltig betreffen werden. Das heißt: Durch ihre Unterrepräsentation kommt es dazu, dass heute durch Erwachsene Entscheidungen getroffen werden, mit deren Folgen junge Leute ein Leben lang leben müssen.
Erfahren von Selbstwirksamkeit stärkt die Demokratie
„Aus diesem Grund ist es nötig, die Möglichkeit zur Mitbeteiligung zu verbessern und auf diese Weise auch das Selbstverstrauen sowie die Selbstwirksamkeit von Kindern und Jugendlichen zu stärken“, sagt Aumann. Dies vermittele ihnen schon früh ein Verständnis von demokratischem Miteinander.
Beim Landesjugendtag werden neben derartigen Anträgen und Entschließungen auch solche diskutiert werden, in denen es um die Zukunft im Öffentlichen Dienst geht. Denn dieser steht vor massiven Herausforderungen: Bereits jetzt fehlen dem Staat rund 570.000 Beschäftigte. In den nächsten zehn Jahren werden zudem rund 5 Millionen Beschäftigte in den Ruhestand gehen. Damit steuert die öffentliche Verwaltung neben dem ohnehin schon herrschenden Fachkräftemangel darauf zu, eine unvorstellbar große Zahl an notwendigen Stellen nicht mehr besetzen zu können.
„Wir laufen Gefahr zu erleben, dass der Staat handlungsunfähig wird und die Daseinsvorsorge seiner Bürgerinnen und Bürger nicht mehr vollumfänglich wird sicherstellen können“, befürchtet Aumann. Nur durch entschlossenes Handeln könne einem solchen Kollaps entgegengesteuert werden. Auf die Verbesserung dieses Zustandes zielt die dbb jugend nrw mit einem Leitantrag ab, der über verschiedene Bereiche hinweg Veränderungen auf den Weg bringen soll.
Dringend Updates für den Öffentlichen Dienst nötig
Einen notwendigen Schwerpunkt für die Zukunft sieht die dbb jugend nrw darin, den Öffentlichen Dienst für junge Menschen attraktiver zu gestalten. Das könnte beispielsweise durch eine bessere Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Ehrenamt erzielt werden. Mit aufgeführt ist im Antrag auch der Ausbau flexibler Arbeitszeitmodelle und eine attraktive Bezahlung, die leistungsorientiert ist und Benefits wie kostenlose Nutzung von ÖPNV einschließt. Um Personal für den Öffentlichen Dienst zu gewinnen sei es zudem unumgänglich, neue Recruiting-Strategien auf den Weg zu bringen und an digitalen Verwaltungsleistungen zu arbeiten. Grundlegend ist in diesem Zusammenhang, eine neue Führungskultur zu etablieren, die weniger auf hierarchische Strukturen als auf Flexibilität, Wertschätzung und Anerkennung geleisteter Arbeit baut.
„Nur, wenn wir einen breit angelegten Umschwung in Gang bringen, werden wir erreichen können, die prognostisch schlechten und auch gefährlichen Entwicklungen im Öffentlichen Dienst zu stoppen“, sagt Aumann. In der nächsten Woche werden die jungen Mitglieder der dbb jugend nrw entscheiden, ob die neu zu wählende Landesjugendleitung mit diesen Aufträgen in ihre Amtsperiode starten wird. Man darf also gespannt sein.