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Scheinwerfer an für die Beschäftigten: dbb startet Kampagne „wir. für euch“

Öffentlicher Dienst
8. September 2022

Feuer löschen oder Menschen retten – nicht immer ist der Öffentliche Dienst so spektakulär im Fokus. Aber er ist immer da. Rund fünf Millionen Menschen zeigen jeden Tag durch ihre Arbeit „wir. für euch“. Genau so heißt eine bundesweite Kampagne, mit der der dbb den Scheinwerfer darauf richtet, wer den Staat am Laufen hält. Aber auch darauf, was dazu fehlt.

Das Image könnte besser sein. Denn wer macht sich schon damit beliebt, dass er Knöllchen an Windschutzscheiben heftet oder Steuernachforderungen verschickt. Der Öffentliche Dienst ist in der Gunst der Bürgerinnen und Bürger nicht gerade ganz oben angesiedelt.

Das zeigt auch eine aktuelle Forsa-Umfrage im Auftrag des Deutschen Beamtenbundes (dbb). Die Stimmung in Sachen Staat war schon in den letzten Jahren mies. Nun hat das Vertrauen für eine Menge an Menschen weiter abgenommen. 45 Prozent der befragten Bürgerinnen und Bürger halten den Staat für handlungsunfähig. Zwei Drittel sogar für überfordert. Glanznoten sehen anders aus.

Unermüdlicher Einsatz, damit es im Land funktioniert

„Jetzt ist das Kind endgültig in den Brunnen gefallen“, kommentiert Ulrich Silberbach, Vorsitzender des dbb, die Situation. Als Krisenmanager steht der Staat schlecht da und das, obwohl seine Beschäftigten alles dafür tun, damit das nicht so ist. „Tag für Tag oder auch Nacht für Nacht“, sagt Silberbach. Sie seien stets im Einsatz, damit Deutschland funktioniere.

Zeit also, den rund fünf Millionen Beschäftigten im Öffentlichen Dienst mit einer Kampagne Rückendeckung zu geben und auch nach außen zu tragen, was die Menschen dort leisten. Und das trotz anhaltendem Sparkurs der Politik und dem sich immer weiter zuspitzenden Personalmangel.

„Wir mögen Applaus. Aber wir brauchen faire Arbeitsbedingungen“, steht als Aussage neben einer jungen Krankenpflegerin. „Wir sind immer für euch da. Nicht nur, wenn es brennt“, prangt in magenta-farbenen Lettern neben einer jungen Feuerwehrfrau. In Plakatgröße zieren sie und weitere Berufsgruppen des Öffentlichen Dienstes stellvertretend Plakatwände und Infoscreens und sind auch als digitale Anzeige sowie auf Twitter, facebook und Instagram zu finden.

Ergänzt wird die Kampagne durch regelmäßige Podcasts, die sichtbar machen, wer den Staat am Laufen hält. Vor dem Mikro kommen eine Lehrerin oder auch eine junge Streifenbeamtin zu Wort. Angesprochen werden Themen wie „Digitalisierung“ oder „Aus welchen Gründen entscheiden sich junge Leute für den Öffentlichen Dienst“. Der erste dieser Podcasts, die unter dem Titel „DienstTag“ auf den einschlägigen Portalen zu finden sein werden, geht am kommenden Dienstag, 13.9. an den Start und ist unter anderem über die Kampagnenseite aber auch über Spotify zu finden. Hier kann man schon mal reinhören.

„Junge Leute empfinden es als Wurf zurück in die Steinzeit, wenn sie an Arbeitsplätzen landen, an denen es dazugehört, Papierhaufen über Flure zu tragen.

Susanne AumannLandesjugendleiterin

Ihren Kickoff hat auch die Veranstaltungsreihe „Geh, hör!“, in der alle Interessierten – also Politiker, Journalisten, Bürger und Beschäftigte verschiedener Berufsgruppen – miteinander ins Gespräch kommen können, digital und in Präsenz. Die erste dieser Ideenfabriken startet am Mittwoch, 14.9. zum Thema Cybersicherheit und Digitalisierung – einer der Kernthemen, das sowohl der dbb als auch seine Untergliederungen im Fokus haben.

„Die Menschen im Staatsdienst und in der systemrelevanten Infrastruktur können und wollen modern, digital und agil arbeiten, wollen den Menschen gute Dienste leisten“, bringt Silberbach das Problem auf den Punkt. Es entstehe immer wieder der Eindruck, im Öffentlichen Dienst wolle man gar nicht digital arbeiten. „Dies ist jedoch nicht richtig. Gerade junge Leute empfinden es als Wurf zurück in die Steinzeit, wenn sie an Arbeitsplätzen landen, an denen es dazugehört, Papierhaufen über Flure zu tragen“, spitzt Susanne Aumann, Chefin der dbb jugend nrw zu.

Zu wenig Leute heißt: Arbeit bleit liegen

Nach jahrlangen Nullrunden sei zudem das Personaldefizit unübersehbar, betont Aumann. Schon jetzt fehlen 360.000 Menschen im Staatsdienst. Es wäre ein Wunder, wenn das nicht auch nach außen spürbar wäre. „Da können sich die derzeit Beschäftigten noch so krummlegen – wo Menschen fehlen und Stellen unbesetzt sind, bleibt Arbeit unerledigt“, sagt die Vorsitzende des gewerkschaftlichen Dachverbandes. Hinzu kommen Aufgabenzuwächse und rund eine Million Staatsbedienstete, die in den nächsten zehn Jahren altersbedingt ihre Stühle räumen und in Ruhestand gehen. Dringend müsse in Ausbildung investiert werden und dafür gesorgt werden, dass es überhaupt attraktiv sei, sich dort zu bewerben.

Ein weiteres Problem das dazu führt, dass die Bürgersicht auf den Öffentlichen Dienst wenig wohlwollend ausfällt: Auch reichten die zur Verfügung stehenden Mittel bei weitem nicht aus, um anstehende Herausforderungen wie den Klima- und demografischen Wandel nachhaltig meistern zu können, sagt Silberbach.

„Es ist wichtig und nach mehr als zwei Jahren Pandemie genau der richtige Zeitpunkt, um auf diese Situation aufmerksam zu machen und die Werbetrommel für die gute Arbeit zu rühren, die in der öffentlichen Verwaltung und den privatisierten Bereichen geleistet wird“, sagt Aumann. „Aus diesem Grund befürworten wir die Kampagne sehr“. Mit der Botschaft „wir. für euch“ werde eine klare Nachricht transportiert. Aber erst durch das Mittun der Politik und den Blick der Bürger für die Leistung der Beschäftigten werde „wir. für euch“ zu einer verbindenden Formel.

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