Sexuell übertragbare Krankheiten auf dem Vormarsch
Land plant Mittelkürzung
Sexuell übertragbare Krankheiten, wie zum Beispiel Syphilis, sind auf einem Höchststand. Kondome zu benutzen wird bei jungen Menschen immer unbeliebter. Eigentlich täte Prävention Not, wie sie die Aidshilfe Düsseldorf e.V. unter anderem in Schulen anbietet. Doch die ist in Gefahr, denn das Land plant massiv Mittel zu kürzen. Eine Nachricht, die besonders zum Weltaidstag ein seltsames Signal ist.
Infektionen, die beim Sex übertragen werden, nehmen zu – und das in allen Altersgruppen, vor allem aber bei jungen Menschen. Zum Teil können solche Erkrankungen lebensbedrohlich sein. Das ist beispielsweise bei einer HIV-Infektion so, sofern sie nicht erkannt und therapiert wird. Andere Erkrankungen können schwere gesundheitliche Probleme wie Demenz, Lähmungen oder ein erhöhtes Schlaganfallrisiko nach sich ziehen.
Auf diese Gefahr, aber auch auf Diskriminierung Betroffener macht der Weltaidstag am 1. Dezember jedes Jahr aufmerksam. In diesem Jahr aber lässt uns dieser Tag als dbb-jugend nrw besonders schlucken. Denn viele Angebote, die die Aidshilfe Düsseldorf e.V. als langjähriger Kooperationspartner unseres Verbandes stemmt, sind in Gefahr. Die Landesregierung plant nämlich massive Mittelkürzungen.
”Mitteleinsparungen im präventiven Bereich werden zu Mehrkosten im Gesundheitswesen führen. Hier wird zu kurz gedacht!
Nicole Schorn1. Stellvertretende Vorsitzende dbb jugend nrw
Und das, obwohl Experten aufgrund der sorglosen Entwicklung mit sexuell übertragbaren Krankheiten vor allem unter jungen Menschen Alarm schlagen. Es sollte bessere Aufklärung geben, mahnen sie. Zudem müssten solche Themen aus der Tabuzone geholt werden, um vor allem gefährdeten Personen möglichst früh Zugang zu Wissen rund um die Infektionswege, Schutz- wie auch Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten zu geben.
Genau das tut die Aidshilfe Düsseldorf e.V. bereits seit über 40 Jahren erfolgreich. Über den Bereich Youthwork bietet sie beispielsweise Workshops für Jugendliche und junge Erwachsene zu den Themen HIV/Aids und anderen sexuell übertragbaren Infektionen an und beantwortet alle Fragen rund um Sexualität. Außerdem hat die Aidshilfe Düsseldorf e.V. spezielle Angebote wie beispielsweise für Männer*, die Sex mit Männern* haben, HIV positive Frauen*, aber auch jeden Interessierten. Nun allerdings könnte das Aus für manche dieser Angebote drohen. Denn die Landesregierung in NRW plant massive Mittelkürzungen.
Schock über die geplante Kürzung sitzt tief
„Wir sind schockiert über diese Pläne, die das Kabinett dem Landtag im Landeshaushalt für das Jahr 2025 vorgelegt hat“, sagt Nicole Schorn, 1. Stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Beamtenbund-Jugend Nordrhein-Westfalen (dbb jugend nrw). „Mitteleinsparungen im präventiven Bereich werden zu Mehrkosten im Gesundheitswesen führen. Hier wird zu kurz gedacht!“
Die dbb jugend nrw engagiert sich als gewerkschaftlicher Jugenddachverband auch für gesellschafts- und jugendpolitische Themen und ist in diesem Zusammenhang bereits seit 16 Jahren fester Kooperationspartner der Aidshilfe Düsseldorf e.V. „Wir finden es wichtig, solche Themen in die Gesellschaft zu holen und eine breite Wissensbasis dafür zu bauen“, sagt Schorn.
Gummis schützen – sind aber out
Aktuelle Studien der WHO und Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zeigen, dass sowohl das Präventionswissen und -verhalten, wie auch der Gebrauch von Kondomen zum Schutz vor solchen Erkrankungen immer weiter rückläufig ist. Daraus erklären sich steigende Infektionszahlen. Bei Syphilis sind sie laut Angaben des Robert-Koch-Instituts seit 2022 sogar auf einem Höchststand. Das verweist auf die Bedeutung von sexueller Bildung als präventiver Maßnahme.
In Deutschland wird die Syphilis als einzige der genannten Infektionen regelmäßig umfassend erfasst. 2022 gab es hier einen Höchststand. Auch die Zahl der HIV-Infektionen steigen laut Information des aktuellen RKI-Bulletins in NRW wie auch bundesweit. Dabei zählt ausgerechnet die Landeshauptstadt NRWs als das Zielgebiet der Aidshilfe Düsseldorf e.V. in ganz Deutschland zu den besonders gravierend von HIV und Aids betroffenen Großstädten.
„Aus diesem Grund fordern wir gemeinsam mit unserem Kooperationspartner, der Aidshilfe Düsseldorf e.V., die Landesregierung auf, den Haushaltsentwurf zu überarbeiten und die geplanten Mittelkürzungen um 35 Prozent zu überdenken“, sagt Schorn. „Sie bringen unverzichtbare und etablierte Arbeit in Gefahr und gefährden nicht zuletzt auch das Wohlergehen junger Menschen, die uns als Jugendverband originär am Herzen liegen und für die wir uns stark machen.“
→ Stellungnahme der dbb jugend nrw zu den geplanten Mittelkürzungen der Landesregierung im Bereich der HIV und Aids-Prävention