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Tipps gegen Mental Load im Ehrenamt

Jugendpolitik
14. Juni 2024

Job, Familie, Ehrenamt, Zeitnot – Viele nehmen das als unvermeidbares Gesamtpaket hin. Die Folge: Dauerstress und mentaler Overload. Gesund ist das auch für junge Menschen so gar nicht. Wie kann man rechtzeitig gegensteuern, um alles entspannt unter einen Hut zu bringen? Die dbb jugend nrw nimmt genau das in den Fokus.

Immer mehr Menschen haben das permanente Gefühl von Zeitnot, zeigen Zahlen des Statistischen Bundesamtes. „Als gewerkschaftlicher Jugenddachverband wissen wir von vielen unserer ehrenamtlich Tätigen, dass das Phänomen auch unter jungen Menschen verbreitet ist“, sagt Susanne Aumann, Vorsitzende der Deutschen Beamtenbund-Jugend NRW (dbb jugend nrw). Denn in schnelllebigen Zeiten und umgeben von immer komplexer werdenden Anforderungen wird es vor allem für Ehrenamtler oft schwer, alles in Einklang zu bringen.

Zeitnot und Mental Load sind auch unter jungen Menschen verbreitet. Mit unserem Jahresmotto „mental stark – gemeinsam aktiv“ setzen wir dem etwas entgegen

Susanne AumannVorsitzende dbb jugend nrw

Ergebnisse der Deutschen Sporthochschule aus dem Jahr 2023 zeigen: Nur rund 48 Prozent der Erwachsenen in Deutschland weisen ein gesundes Stressverhalten auf. Eine mögliche Folge dessen: Mental Load. Man ist oft gereizt, dauerhaft erschöpft oder entwickelt sogar körperliche Symptome wie einen erhöhten Herzschlag, Bluthochdruck, Rückenverspannungen oder Schlafstörungen. Zudem können sich durch den unsichtbaren Stress im Kopf auch psychische Probleme bis hin zu Burn-out und Depressionen entwickeln.

Dementsprechend verwundern die Zahlen des Statistischen Bundesamtes nicht, laut derer sich die Zahl der Burn-Out-Erkrankungen seit 2011 vervielfacht hat. Im letzten Jahrzehnt sind die Werte zunächst zwar wieder etwas gesunken, befinden sich derzeit jedoch erneut auf sehr hohem Niveau.

Workshop zum Umgang mit Stressoren

„Wir wollen dem etwas entgegensetzen und haben uns im Jahr 2024 deshalb ganz bewusst für das Jahresmotto „mental stark – gemeinsam aktiv“ entschieden“, sagt Aumann. Bereits bei der Landesjugendausschuss-Tagung im Frühjahr warfen die Mitglieder der dbb jugend-Family ihre Erfahrungen und ihr Wissen rund um den Umgang mit Stressfaktoren zusammen und bekamen in einem Workshop von Lisa Chevalier, Personalberaterin und Systemischer Coachin, zusätzliche Tipps zum Umgang mit Stressoren an die Hand.

Unvorhergesehene Überraschungen, Dinge und Situationen, auf die man selbst keinen Einfluss hat, eigener Perfektionismus, mangelndes Zeit- und Organisationsmanagement gehören zu den Faktoren, die die Mitglieder der dbb jugend nrw selbst als Stressoren identifizieren.

Was man dazu laut Chevalier wissen sollte: Stress nicht gleich Stress. Positiver Stress, auch Eustress genannt, kann durch seine leistungssteigernde Wirkung bei der Bewältigung schwieriger oder vieler Aufgaben helfen. Negativer Stress, auch unter dem Fachbegriff Distress bekannt, bewirkt das Gegenteil und kann auf Dauer sogar krank machen kann.

Was Stress im Körper auslöst

Denn durch den inneren Stress werden Mechanismen in Gang gesetzt: der Adrenalin- und Cortisolspiegel steigt, der Puls und die Herzfrequenz gehen nach oben, der Sympathikus wird aktiviert. Denn in grauen menschlichen Vorzeiten befähigte das unsere Vorfahren dazu auf Gefahr die einzig richtigen lebensrettenden Sofortaktionen zu starten, die denkbar sind: Angriff oder Flucht. Zwar ist bei mentalem Stress ein solches Verhalten nicht zielführend, die körperlichen Reaktionen auf jedweden Stress aber sind von jeher gleich geblieben.

Stellt sich die Frage: Welche adäquate Reaktion gibt es, um das mentale Stresslevel zu senken?

So beugst du dem mental Overload vor

1

Auszeiten

Immer wieder Auszeiten ohne Pflichten einplanen. Das entschleunigt und gibt Power für alles, was man auf seine Agenda gesetzt hat. Solche „Me-Time“ kann man mit Hobbys, Sport und Freunden verbringen - oder einfach mit Nichtstun.
2

Nein-Sagen

„Nein“ zu sagen gehört für die meisten zu den schwierigsten Aufgaben überhaupt. Oft fühlen wir uns dazu verpflichtet, Erwartungen anderer zu erfüllen. Wer sich jedoch vor Überlastung schützen möchte, kommt nicht umhin auch mal „Nein“ zu sagen und sich von unrealistischen Verpflichtungen und Anforderungen frei zu machen. Ein „Nein“ gegenüber anderen schafft Raum für sich selbst und gibt einem selbst den Freiraum, gezielt Prioritäten zu setzen und die Energie auf die Dinge zu konzentrieren, die einem selbst wichtig sind.
3

Zeitmanagement

4. Eine gute Organisation und durchdachtes Zeitmanagement helfen dabei, dass man sich selbst nicht zupflastert und Zeiten zum Durchatmen findet. Dazu gehören To-Do-Listen. Denn was auf dem Papier steht, belastet den Kopf nicht mehr. Zudem gibt jeder erledigte Punkt auf der To-Do-Liste ein gutes Gefühl, weil er sichtbar macht, was schon geschafft ist. Gezieltes Zusammenfassen und Gruppieren ähnlicher Aufgaben und das Priorisieren anfallender Aufgaben kann dabei helfen, einen klaren Überblick zu bekommen und diese effektiv abarbeiten zu können.
4

Singletasking

Multitasking verbannen: Es ist verbreiteter Irrglaube, dass Multitasking funktioniert. Zahlreiche Studien belegen inzwischen das Gegenteil. Tatsächlich ist unser Gehirn nicht dafür konzipiert, sich auf mehr als eine Aufgabe gleichzeitig konzentrieren zu können. Im Gegenteil wirkt Multitasking negativ auf unsere Produktivität und die Qualität unserer Arbeit aus. Was viele nicht wissen: Der ständige Wechsel zwischen verschiedenen Aufgaben und der Versuch alles gleichzeitig zu erledigen führt zudem zu einem erhöhten Stresslevel und größerer Anspannung, die wiederum zu mentaler Überlastung führen. Darum raten Experten dazu, Aufgaben zu priorisieren und nacheinander zu erledigen.
5

Resilienz

Wer die eigene Resilienz erhält, kann Stress besser begegnen. Methoden hierfür sind beispielsweise: Meditation, Sport oder eine Liste mit persönlichen Energizern wie Musik zu hören oder sich mit Freunden zu treffen.

„Solche Tipps sind natürlich nur ein Anfang“, fasst Aumann zusammen. Um immer wieder an das Thema zu erinnern, wird die dbb jugend nrw darum im laufenden Jahr Seminare und Aktionen anbieten, die die mentale Gesundheit stärken. Geplant ist so unter anderem auch ein gemeinsames Sportevent im Spätsommer. „Denn auch die Pflege von Netzwerken und der Zusammenhalt hilft Stress zu senken – Freund zu treffen sowieso“, sagt Aumann, die sich selber schon auf diesen Event freut.

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