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Warum es zwischen Generation Z und Öffentlichem Dienst funken könnte

Jugendpolitik
7. April 2020

Sie sind knapp 20 und jünger und werden mit ihrer Denke und ihren Vorstellungen die Arbeitswelt verändern. Zu dem Schluss jedenfalls kommen Jugendforscher. Das kann eine Chance für den Öffentlichen Dienst sein. Welche? Das haben wir Jugendforscher Klaus Hurrelmann gefragt.

Die jungen Deutschen haben viele Namen: Selfie-Generation nennt man sie, Post Millenials oder einfach „Generation Z“. Mit dem Übergang ins neue Jahrtausend erblickte die Generation Z das Licht der Welt. Sie folgt auf die Generation Y, über die der Arbeitsmarkt sagt, sie seien anspruchsvoll, schwierig und unbequem. Sie haben sich eingesetzt für eine gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf, flexible Arbeitszeitmodelle und eine ausgewogene Work-Life-Balance. Und was kommt jetzt?

Ein weiterer Umschwung, der die Arbeitswelt in Bewegung versetzen wird. So viel ist laut Prof. Klaus Hurrelmann, Sozialwissenschaftler mit dem Schwerpunkt Jugendforschung und Mitautor der Shell-Jugendstudie, klar. „Unternehmen werden umdenken müssen“, sagt er. Warum eigentlich? Wie tickt die Generation der zwischen 2000 und 2012 Geborenen überhaupt?

Für Generation Z ist Ehrenamt Ehrensache

Genau das haben Jugendforscher untersucht. Ihr Schluss: Die jungen Menschen, die nach der Jahrtausendwende geboren sind, finden sehr gute Bedingungen vor. „Die Zeiten, in denen der Arbeitsmarkt angespannt war und Unternehmen ihre Beschäftigten auf die Straße schicken mussten, sind vorbei. Auch die politischen Perspektiven haben sich positiv verändert“, fasst Forscher Hurrelmann zusammen. Das macht die jungen Menschen grundsätzlich entspannt. Sie seien nicht mehr so darauf fixiert ihren Lebensweg abzusichern, wie es Generationen vor ihnen waren.

Der Effekt: „Diese jungen Leute haben eine größere Orientierung auf das Gemeinwesen“, sagt Hurrelmann. Sie engagieren sich stark in Sachen Klima und Umwelt. Auch ehrenamtliches Engagement ist für sie selbstverständlich.

Eine Generation mit eingebautem Burnout-Stopp

Dass die Zeit dafür vorhanden ist, dafür sorgt die Generation Z selbst. Überstunden kommen in der Denke der jungen Generation nicht wirklich vor. Sie wollen Leistung bringen, aber die Erfüllung im persönlichen Leben steht für sie vorne. Die Betriebsqualität wird wichtiger: Junge Menschen möchten Einfluss nehmen, aber nicht ausgebeutet werden. Hurrelmann bescheinigt der Generation Z darum eine „eingebaute Burnout-Sperre“. Denn Karriere um jeden Preis sei nicht das Ziel dieser jungen Menschen. Arbeit soll Spaß machen.

Wichtig auch: Die Suche nach einem sicheren Arbeitsplatz, an dem man flexibel arbeiten und Familie und Job unter einen Hut bringen kann, sagt der Forscher. Dabei spiele Geld nicht immer die erste Rolle, sondern eher eine sinnhafte und befriedigende Arbeit.

Wo die Chancen für den Öffentlichen Dienst liegen

„Genau das ist eine Chance für den Öffentlichen Dienst“, sagt Moritz Pelzer, Vorsitzender der dbb jugend nrw. Hier fänden junge Menschen viele der Voraussetzungen vor, die ihnen wichtig seien: eine gewisse Arbeitsplatzsicherheit beispielsweise. „Wenn wir es schaffen, dafür zu sorgen, dass befristete Arbeitsverträge der Vergangenheit angehören und Regelungen wie die zu Lebensarbeitszeitkonten realisiert werden, kann der Öffentliche Dienst zum attraktiven Arbeitgeber in dieser Generation werden“, betont Pelzer.

80 Prozent sind gut ausgebildet

Im Gegenzug könnte der Öffentliche Dienst als Arbeitgeber gut qualifizierte junge Menschen gewinnen, denn „rund 80 Prozent der jungen Leute sind gut ausgebildet“, so das Ergebnis der Shell-Studie. Da aber der ganze Arbeitsmarkt um ihre Arbeitskraft buhlt – denn jedes Unternehmen möchte Mitarbeiter mit guten Abschlüssen – habe sich laut Hurrelmann Gravierendes verändert: „Gut ausgebildete Schulabschließer können sich aussuchen, wohin sie gehen.“

Der Markt habe sich gedreht: Nicht mehr die Unternehmen suchen sich aus, wen sie beschäftigen möchten, sondern die potentiellen Arbeitnehmer suchen das Unternehmen aus, das zu ihnen passt und ihnen optimale Bedingungen bietet. „Für die Unternehmen wird es jetzt zur Kunst, junge Leute an sich zu binden“, sagt der Shell-Autor.

Was passieren muss, um zum Jobmagneten zu werden

Wie kann das gelingen? Indem sich Unternehmen umbauen, um für junge Arbeitnehmer attraktiv zu bleiben. Themen wie Sabbaticals oder Sonderurlaub werden eine größere Rolle spielen, so der Forscher. Der Grund: Die Generation Z hat bei aller Leistungsbereitschaft im Job den Fokus auf dem Wunsch nach guter Lebensqualität und viel Freizeit. Für kleine Unternehmen werde es schwierig, dies zu bieten.

„Auch unsere Mitglieder haben den Wunsch nach flexibleren Arbeitszeitmodellen, die wir für den Öffentlichen Dienst angestoßen haben und vermehrt in die Diskussion einbringen“, sagt Pelzer. Neben solchen Modellen sei es für den Öffentlichen Dienst wichtig, sich auch optisch zu verjüngen. Mit Büroausstattungen, die sonst nur noch in Museen zu finden seien, könne man nicht punkten und ebenso wenig mit veralteter technischer Ausstattung. Auch Hurrelmann sieht das so: „Die Generation Z ist digital groß geworden. Sie sind es gewohnt, zu jeder Zeit an jedem Ort auf Informationen zugreifen zu können und sich weit zu vernetzen.“

„In diesem Bereich hat der Öffentliche Dienst jedoch dringenden Nachholbedarf“, sagt Pelzer. Er hält es darum für wichtig, keine Sekunde mehr zu zögern, sondern jetzt die Weichen neu zu stellen. Das würde sich auch nach Einschätzung des Wissenschaftlers auszahlen: Unternehmen, denen es in den nächsten Jahren gelinge, junge Leute an sich zu binden, könnten davon ausgehen, engagierte und treue Mitarbeiter zu gewinnen.

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