Was bleibt nach den Demos?
Erste Hilfe für die Demokratie
Anfang des Jahres erlebten die Demonstrationen gegen Rechtsextremismus einen Aufschwung im Land. Deutschlandweit gingen die Menschen auf die Straßen und stellten dabei Stadt für Stadt neue Teilnahme-Rekorde auf. Die Gesellschaft schien erschrocken und sich offen positionieren zu wollen. Nun ein halbes Jahr später ist von diesem Aufschwung nur noch wenig spürbar. Doch wie lässt sich der Einsatz für die Demokratie wiederbeleben?
Es braucht Mut und eure Stimme
Eine Teilnahme an vororganisierten Demos war in Großstädten eine unkomplizierte Möglichkeit, ein öffentliches Statement gegen Demokratiefeinde zu setzen. In ländlichen Regionen Deutschlands war diese Teilnahme hingegen nicht immer unkompliziert, denn dort wurde teilweise versucht, Demokratiearbeit durch Gewalt-Androhungen oder auch die Ausübung von Gewalt zu verhindern. Die Menschen dort mussten mutig sein, um auf die Straße zu gehen. Inzwischen erliegt diese Energie sowohl in den Ballungsräumen als auch den ländlichen Räumen. Dabei sind die Gefahren durch rechtsextreme Strömungen nicht weniger geworden. Es bleibt daher unser alle Aufgabe, die Demokratie weiterhin zu schützen. Im Rahmen der Europawahl wurde deutlich, wie präsent Rechtsextreme in politischen Ämtern werden können. Dies gilt es gerade auch für die kommenden Landtagswahlen zu verhindern.
”Es fängt im Kleinen an und es braucht einen langen Atem. Gesellschaftliche Veränderungen brauchen Zeit und treten nicht von heute auf morgen ein
Susanne AumannVorsitzende der dbb jugend nrw
Doch ganz konkret, was können wir tun? „Es fängt im Kleinen an und es braucht einen langen Atem. Gesellschaftliche Veränderungen brauchen Zeit und treten nicht von heute auf morgen ein“, so Susanne Aumann, Vorsitzende der Deutschen Beamtenbund-Jugend NRW (dbb jugend nrw). Ein erster Schritt sei: sein Wahlrecht wahrnehmen und demokratische Parteien wählen. Demokratische Parteien erkennt man unter anderem daran, dass sie sich keine rassistischen Inhalte als Ziele setzen, die Presse- und Meinungsfreiheit beibehalten wollen, Gewalt kein Mittel zum Zweck wird und kein Hass oder Hetze gegen Personengruppen geschürt wird. Für die anstehenden Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen hilft seit kurzem auch der Wahl-O-Mat, der sich online durchklicken lässt. Für Brandenburg wird die Wahlentscheidungshilfe Ende August folgen. Das Tool kann dabei helfen, einzuschätzen, welche Parteien sich demokratisch positionieren. Zeitgleicht bietet es eine erste Orientierung, welche Partei euren demokratischen Vorstellungen am nächsten steht.
Im Gespräch bleiben
Und welche Möglichkeit gibt es, wenn zeitnah keine Wahl in eurer Nähe ansteht? Unabdingbar ist mit Andersdenkenden ins Gespräch zu gehen und im Gespräch zu bleiben – auch wenn es unangenehm wird. Mit Hilfe von Techniken können wir lernen, schwierige Gespräche zu meistern. Wichtig ist zu verstehen, dass Belehrung nicht zum Erfolg führt. Sinnvoller ist es, verhärtete Vorurteile durch falsche Annahmen geschickt durch Fragen zu entlarven. Dies kann gut vorab geübt werden, um dann etwas unmittelbar gegen so genannte „Stammtischparolen“ in der Hand zu haben. Hierzu bietet die dbb jugend nrw auch immer mal wieder Seminare an. schaut einfach hier vorbei.
Eine weitere Idee ist, sich zivilgesellschaftlich zu engagieren. Dazu gehört diverses Engagement in Vereinen, politischen Organisationen, Gewerkschaften oder auch Verbänden wie der dbb jugend nrw bzw. ihrer Untergliederungen. Innerhalb dieser Räume gibt es die Chance, gemeinsam Aktionen gegen Rechtsextremismus zu starten, mit Menschen ins Gespräch zu kommen und sich selbst weiterzubilden. Meldet euch daher gerne mit Ideen bei uns!
Aus der Geschichte lernen
Unersetzlich bleibt auch die geschichtliche Auseinandersetzung und das in Erinnerung behalten von tragischen Verbrechen gegen die Menschheit. Hierbei stellen Seminare zu Erinnerungs- und Gedenkkultur eine gute Möglichkeit dar. Sie ermöglichen aus geschichtlicher Vergangenheit zu lernen und zu realisieren, warum unsere Demokratie geschützt werden muss. So kann im besten Fall vermieden werden, Fehler erneut zu begehen. Bei der dbb jugend nrw steht in diesem Jahr noch ein solches Seminar an. Am 19. Oktober wird unter dem Titel „Gegen das Vergessen“ gemeinsam mit dem Verein „Zweitzeugen e.V.“ ein Seminar angeboten, bei dem es darum gehen wird, die Erinnerung der Shoah-Überlebenden am Leben zu halten. Im nächsten Jahr könnt ihr euch den 6. September markieren, denn da findet das Seminar „Jüdischem Leben begegnen“ statt. Im Rahmen dessen besuchen wir zuerst eine ehemalige Kölner Gestapo-Zentrale und dann eine Kölner Synagoge, wo ein Gespräch mit einer Jüdin folgen wird. Beteiligt euch an Formaten wie diesen und frischt so euer Wissen auf, um standhaft gegen Extremismus zu bleiben und aus den Fehlern der Geschichte zu lernen.
Keine Chance für Fake News
Unabdingbar ist außerdem das genaue Prüfen von Informationen. Hier sollten wir uns u.a. fragen: Woher stammen die Informationen, liegt hier eine neutrale Berichterstattung oder Meinung vor, sind die Daten aktuell und stehen sie in einem nachvollziehbaren Zusammenhang? „In Zeiten von künstlicher Intelligenz und gefährlichem Populismus ist es wichtig, sich seine eigene Meinung auf Grundlage von Fakten zu bilden und nicht jede Meldung ungeprüft zu glauben“, unterstreicht Aumann. Verschiedene Landesmedienzentralen führen dazu gebündelt Tipps und Tricks auf. Schaut doch mal hier vorbei. Wem das noch nicht reicht, erhält Ende des Jahres die Chance unser „Fake News und Hate Speech“-Seminar zu besuchen. Hier wird es auch darum gehen, wie man angemessen auf Populismus reagieren kann.
Keine Chance für Fake News
Doch was ist, wenn das eigene Engagement an seine Grenzen gerät und es Hilfe von politischen Akteurinnen und Akteuren braucht? Seit einiger Zeit gibt es ein Tool, welches hier Hilfe leistet. Es heißt „Demokratie-Wegweiser“ und ermöglicht durch Eingabe des eigenen Wohnortes herauszufinden, wer für euch auf der jeweiligen politischen Ebene – also Kommune, Land, Bund oder Europa – ansprechbar ist. Hinter diesem Tool stehen Franziska Hollstein und ihr Team. Mit Hilfe der gesammelten und bereitgestellten Daten möchten sie ermöglichen, dass Politik nahbarer wird und „die da oben“ als Menschen sichtbar werden. Gerade für junge Menschen kann dies hilfreich sein, um Hemmschwellen abzubauen und stärker an demokratischen Prozessen teilzunehmen.
Eine gute Möglichkeit, die die dbb jugend nrw anbietet, um ungezwungen politische Akteurinnen und Akteure zu treffen und zu sprechen, ist im Übrigen das alljährliche „Meet & Greet“ – unser parlamentarischer Abend. Merkt euch daher schon mal den 30. Januar 2025 vor und seid dabei, wenn Politikerinnen und Politiker sich einen Abend nur für euch Zeit nehmen. „Ein kleiner Spoiler: Im Superwahljahr 2025 werden wir einen besonderen Fokus auf die Bundestags- und Kommunalwahlen richten“ verrät Aumann.
Wir halten fest: Demokratie wird stark, wenn sie praktiziert wird! Dafür gibt es viele verschiedene Möglichkeiten, wovon ihr so einige auch mit der dbb jugend nrw erleben könnt. Bleibt aktiv und setzt euch konsequent dafür ein, wenn ihr menschenverachtende und demokratiefeindliche Äußerungen bemerkt. Wir stehen gerne an eurer Seite und helfen euch dabei!