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Zukunft – ohne Jugend läuft da nichts

Jugendpolitik
1. April 2025

Interview vor dem 21. Landesjugendtag

Viele junge Menschen schauen mit Besorgnis und Ungewissheit in ihre eigene Zukunft, haben Sorge vor ihrer wirtschaftlichen Situation und fühlen sich wenig in der Politik wahrgenommen. Bei Landesjugendtag der dbb jugend nrw soll es neben gewerkschaftspolitischen Anliegen genau darum gehen: Wie können wir junge Menschen hörbarer machen? Darüber sprachen wir auch mit Max Holzer vom Landesjugendring.

Max, wie geht es den Jugendlichen in Deutschland?

Die Frage ist schwierig zu beantworten, denn junge Menschen in Deutschland sind heute sehr unterschiedlich. Die Lebenswirklichkeit hat sich sehr ausdifferenziert. Wie es jungen Menschen geht, ist davon abhängig, ob sie auf dem Land leben oder in der Stadt, ob sie einen internationalen Hintergrund haben oder keinen, wie die wirtschaftliche Situation der Eltern ist und vieles mehr. Aber in Summe kann man sagen: Jungen Menschen ging es schon mal besser.

Was beschäftigt die Jugendlichen denn?

Ich glaube, dass viele die politische Lage sehr beschäftigt, vor allem Kinder und Jugendliche mit internationalen Biografien. Viele fragen sich, was der Ausgang der Bundestagswahl und die extrem rechte Orientierung für sie bringen wird. Es herrscht Unsicherheit auch darüber unabhängig werden zu können – wirtschaftlich gesehen und mit Blick auf den Wohnungsmarkt. Es gibt Unsicherheit, was die europäische Sicherheit angeht.

Gibt es auch Gutes zu berichten?

Ja! Viele junge Menschen sind sehr resilient. Das politische Interesse hat enorm zugenommen. Junge Menschen haben Lust sich dafür einzusetzen, ihr Leben und das anderer gut zu gestalten.

Aber wir wissen aus den Jugendstudien, dass sich junge Menschen politisch nicht wahrgenommen fühlen. Wie soll man das ändern?

Es ist ein strukturelles Problem. Die, die jetzt die Politik machen, sind sehr viel homogener und haben viel mehr Schnittmengen, was ihre Lebenslagen angeht als junge Menschen. Meiner Meinung nach ist es darum eine Frage der Generationengerechtigkeit. Wir brauchen ein gesenktes Wahlalter. Wenn man will, dass Jugendliche mitentscheiden, muss man auch Raum geben dafür, dass sie es tun können. Es muss eine größere Gerechtigkeit in Themen geben.

Im Vorfeld ihres 21. Landesjugendtags sprach die dbb jugend nrw mit dem Vorsitzenden des Landesjugendrings Max Holzer (Foto: LJR NRW)

Zur Person

Max Holzer ist Vorsitzender des Landesjugendrings NRW (LJR NRW). Diesem gehören neben der dbb jugend nrw 24 weitere Jugendverbände aus Nordrhein-Westfalen an. Neben seiner ehrenamtlichen Tätigkeit für den LJR NRW arbeitet er als hauptamtlicher Vorstand vom Bund der Deutschen Katholischen Jugend.

Das hört sich so an, als könnte mehr passieren in Sachen Jugendbeteiligung…

Ja. Wir schöpfen die Möglichkeiten nicht aus. Wir müssen mehr darauf achten, dass sie gut gemacht ist. Das fängt damit an, dass Kommunalpolitik nahbarer sein muss. Wir müssen mehr auf das setzen, was unsere Struktur der Jugendarbeit besonders macht: die freien Träger in der Jugendarbeit, wie z.B. Jugendverbände, die kulturelle Jugendarbeit, Verbände und Organisationen, die sehr nah an der Lebenswelt von Jugendlichen sind. Über sie können wir junge Menschen an der Gestaltung des Lebensraumes beteiligen.

Und warum funktioniert die Übertragung dann auf kommunaler Ebene nicht?

Weil kommunale Verwaltungen das an vielen Stellen zu wenig schätzen. Jugendbeteiligung wird oft an Bürgermeister oder Jugendämter gebunden. Man macht Erwachsenenformate, die man auf Jugendliche überträgt. Politik funktioniert sehr versäult. Das ist ein Problem in der Arbeit mit Jugendlichen.

Was meinst du damit?

Wenn man junge Menschen fragt, was sie für wichtig halten, sagen sie: Verkehr, Schule, Nachhaltigkeit. Das sind aber Themen, die in der Jugendhilfe gar nicht besprochen werden. Das müsste durchlässiger werden.

Hast du ein Beispiel für gute gelungene Jugendbeteiligung?

In Köln beispielsweise gibt es gute Ansätze, bei denen die Stadt und der Kölner Jugendring super zusammenarbeiten. Dort gibt es das Projekt „Auf Kölner Nacken“, das über das Kooperative Jugendbüro läuft. Das Jugendbüro wurde als stadtweite und zentrale Anlauf- und Informationsstelle für Jugendthemen und -anliegen geschaffen. Über das Jugendbüro können Jugendliche bis zu 500 Euro für Projekte bekommen, die ihre Stadt und Lebenswelt besser machen. Ohne großen Aufwand, komplizierte Verwendungsnachweise und so weiter.

Was sollte sich in Sachen Jugendbeteiligung deiner Meinung nach unbedingt ändern, damit sie gelingen kann?

Wenn man Jugendliche fragt, was sie wollen, dann braucht es auch eine Verpflichtung zur Umsetzung. Das brauchen wir. Dringend.

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