Israel-Austausch: Warum die Neugier größer ist als die Sorge
Wenn Bianca Zuther am Montag mit einer Gruppe der dbb jugend nrw in den Flieger Richtung Tel Aviv steigt, freut sie sich auf unvergessliche Eindrücke und beinahe so etwas wie ein Abenteuer. Hier erzählt sie, warum sie sich so freut und wie ihre Familie die Reise sieht.
Okay, dass Israel nicht Malle ist, das war Bianca gleich klar. Aber darum hat sie sich auch nicht für den Austausch mit Israel beworben. „Ich bin ein total sozialer und mega-neugieriger Mensch“, verrät die 26-Jährige über sich selbst. Da war es für sie kein weiter Schritt, als sie die Erfahrungen eines Bekannten über seinen Israel-Austausch mit der dbb jugend (Bund) hörte.
„Er war vorletztes Jahr dort und hat nur von den Menschen und dem Land geschwärmt“, sagt Bianca. Was die junge Gewerkschafterin begeisterte: Der Draht nach Israel riss auch nach der Austauschmaßnahme nicht ab. „Er war sogar auf einer Hochzeit dort eingeladen!“, sagt Bianca.
„Können wir nicht umbuchen?“
Das feuerte ihre eigene Begeisterung und Neugier an. Am Montag wird sie gemeinsam mit sechs weiteren Mitgliedern der dbb jugend nrw die siebentätige Reise antreten. Nicht alle um sie herum teilten jedoch ihre uneingeschränkte Freude auf Anhieb: „Können wir die Reise nicht umbuchen – an die Nordsee oder so?“, das war die erste Reaktion ihres Freundes. Er macht sich ebenso wie Biancas Mutter ein bisschen Sorgen darüber, ob die politische Situation es zulasse, eine unbeschwerte Austauschaktion zu erleben.
Doch die GdS-lerin – Bianca ist in der Gewerkschaft der Sozialversicherung – ist optimistisch: „Man weiß schon lange um die politische Situation. Erst vor einigen Tagen habe ich gehört, es sei dort ein Auto in eine Menschenmasse gefahren.“ Das passiere jedoch überall auf der Welt, stellt sie betreten fest. Sie ist sich sicher, in Israel nicht in Gefahr zu geraten.
Reden auf Englisch und mit Händen und Füßen
Was ihr viel mehr Gedanken macht, ist die Sorge, wie sie ihre auf Schulenglisch eingefrorenen Sprachkenntnisse reaktivieren soll. „Da haben alle aus der Gruppe aber die gleichen Bedenken“, sagt sie und ist sich sicher, dass es irgendwie mit der Verständigung schon hinhauen werde.
”Wir werden das Land anders erleben als Touris. Wir haben die Gelegenheit, das Land kennenzulernen wie es ist, können hinter die Kulissen gucken
Bianca ZutherTeilnehmerin Israel-Austausch 2020
Was sie unbändig freut, ist die Erwartung auf eine Reise, die in keiner Weise wie Urlaub sein wird. Nix Sightseeing, nix Strandurlaub! – „Wir werden das Land anders erleben als Touris. Wir haben die Gelegenheit, das Land kennenzulernen wie es ist, können hinter die Kulissen gucken“, freut sie sich schon jetzt.
Das Bild im Kopf kommt aus einem Bilderbuch
Aber was erwartet jemand, der so offen und voll mit tausend Fragen auf die Reise geht? Welches Bild hat Bianca jetzt – also vor der Reise – im Kopf, wenn sie an Israel denkt? Sie muss selber lachen, als sie das gefragt wird und antwortet ehrlich: „Früher habe ich Kindergottesdienste mit vorbereitet. Da hatte ich oft Bilderbücher in der Hand, die Häuser und Landschaften abbildeten“, sagt sie. Genauso klischeehaft sei ihr Bild im Kopf. Sie stelle sich Israel nicht ganz so modern wie Deutschland vor. „Das ist so ein Vorurteil in meinen Kopf. Ich glaube, dass ich dort ganz schön überrascht werde“, sagt sie.
Doch überraschen lässt sich die junge Frau, die als Ausbildungsleiterin bei der ikk classic arbeitet, sehr gerne. Das zeigen auch ihre vollkommen unterschiedlich Reiseziele, die sie bislang privat angesteuert hat. Singapur steht mit auf der Hitliste, Bali, Bangkok, Gran Canaria oder die Türkei. „Wenn ich irgendwo hinfliege, möchte ich auch etwas sehen“, sagt sie. Das kommt ihr bei kurzen Städtetrips, die immer wieder auf dem Reiseprogramm stehen, entgegen.
Nächster Städtestopp wird aber nun erst einmal Tel Aviv sein. „Ich bin soooo glücklich, dass ich dabei sein kann und freue mich, eine neue Kultur kennenzulernen.“ Nach ihrer Rückkunft will Bianca uns verraten, was sie am meisten begeistert hat.