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7 vs wild – oder auch: von Aachen nach St. Vith

Seminare
10. Mai 2023

Sieben junge Menschen wurden in der westlichsten Großstadt Deutschlands ausgesetzt: Aachen. Mit dabei waren nur ihre Fahrräder und leichtes Gepäck. Ihr Ziel sollte es sein, innerhalb von zwei Tagen nur mit ihrer Muskelkraft das belgische St. Vith zu erreichen. Doch schafften sie dies?

Die ersten Meter ging es noch durch die dicht befahrenden Straßen bis zum Startpunkt „Rothe Erde“. Ab hier nahm die Geräuschkulisse ab und die Trasse des Vennbahn-Radweges tat sich auf. Insgesamt lagen über 92 km vor uns. Schnell wurde klar, dass dies mehr werden würde als eine Sonntagsfahrt. Die ersten Feinjustierungen an Satteln, Taschen und den Outfits mussten vorgenommen werden, um leichter voranzukommen.

Die Schienen neben dem Radweg zeigten uns auf, dass hier ursprünglich eine alte Güterbahntrasse lang lief. Die vielen Kurven der Strecke offenbarten, dass schon damals einiges an Gefälle überwunden werden musste. Dies merkten wir auch immer mehr. 22,2km und viele Schweißtropfen später erreichten wir den ersten Stopp der Tour, den belgischen Ort Raeren. Hier tankten wir in einer alten, schön hergerichteten Scheune wieder die ersten Energiereservieren auf. Wie gut etwas zu Essen schmeckt, wenn man vorab schon körperlich richtig was geleistet hat, wurde uns allen in diesem Moment wieder bewusst.

Zwei Teilnehmer beim Wechseln eines Fahrradreifens

Der anschließende Aufstieg aufs Fahrrad erwies sich als äußert hart, denn der Pausenstopp lag etwas unterhalb des Radwegs und bescherte uns einen beschwerlichen Rückweg. Dort wieder angekommen, ging es leider unter leichtem Regen weiter. Auch wenn die Reality-Show „7 vs wild“ ein etwas extremeres Format ist, fühlten wir uns ein wenig wie mitten in der Natur ausgesetzt.

Das „Wir-Gefühl“ gewinnt!

Das letzte Tages-Drittel wurden noch hart, denn der Regen zog nicht ab und es folgte ein platter Reifen. Das sollte wohl unsere heutige Tages-Challenge werden. Doch diese Aufgabe konnte uns nicht aufhalten, denn sowohl ein neuer Fahrradschlauch als auch Werkzeug und einen Kompressor waren im Gepäck dabei. „Wow“, dachten wir alle nur und schauten begeistert zu. In Windeseile wurde der Schlauch getauscht und es ging weiter. Ein großer Vorteil, den wir gegenüber den Teilnehmenden bei „7 vs wild“ hatten, war: unsere Gemeinschaft. Ein Aspekt, der sich immer wieder als besonderes Merkmal herausstelle. Es gaben alle gut aufeinander Acht und richteten sich nach dem Tempo der Langsameren. Besonders bemerkenswert war, dass wir uns alle paar Kilometer immer wieder gegenseitig fragten: „Und alles ok bei dir?“. Ein tolles Gefühl!

Immer wieder verlief die Route zwischen Deutschland und Belgien hin und her. Eine Besonderheit der Trasse ist, dass diese ab Roetgen durchweg belgisch bleibt. Auch, wenn sie nochmal über deutschen Boden verläuft. Entlang an alten Viadukten, stillgelegten Bahnhöfen und ehemaligen Loks am Streckenrand erreichten wir nach insgesamt 486 Höhenmeter das Schild „Monschau“. Es folgten die ersten Meter, wo das Fahrrad endlich mal freilaufen konnte. Die Mundwinkel gingen rapide hoch und fast ein Gefühl von fliegen ereilte uns.

Leider lag die Unterkunft jedoch über der Stadt und so folgte die Erkenntnis, dass alle zuletzt herabgefahrenen Höhenmeter wieder hochgefahren werden mussten. Ein Teil der Gruppe biss die Zähne zusammen und trampelte die – vom Navi als „Achtung, sehr starke Steigung“ ausgezeichnete – Strecke tatsächlich nach oben zum Schlafplatz. Die anderen entschieden sich für das gemeinsame nach oben Schieben nach dem Abendessen. So viel stand fest: Das gemeinsame Abendessen hatten wir uns alle mehr als redlich verdient. Die Bedienung staunte nicht schlecht als sie erfuhr, dass wir aus Aachen nur mit eigener Beinkraft angereist waren. Am Ende des Tages fielen wir alle erschöpft, aber auch etwas stolz und zufrieden in unsere Betten.

Quatre bières, s’il vous plaît

Am nächsten Morgen kamen wir wieder zusammen. Die ersten Schritte fielen schwer und das Gesäß schrie nach einer Couch. Doch die klare frische Luft motivierte uns. Die nächste Etappe ging nach Waimes. Das Wetter hielt sich gegen alle Erwartungen wacker und die Landschaft wurde immer malerischer. Das hohe Venn präsentierte sich uns auf wunderschöne Weise und unzählige Kühe kreuzten unsere Blicke. Die Stimmung war super und das Fahren fiel plötzlich gar nicht mehr so schwer. Bei der Mittagspause in Waimes gab es das ein oder andere belgische Bier zu probieren und die Schul-Französischkenntnisse wurden herausgekramt. Und wie das Leben manchmal so spielt, kam an dem Café plötzlich auch noch ein Radrennen vorbei. Das brachte uns nochmal genug Motivation für die letzte Etappe ein.

Es fehlten nur noch 17 km bis nach St. Vith. Das Ziel erschien uns zum Greifen nah, doch dann kam noch einmal ein letzter Anstieg auf uns zu. Hier zogen wir uns wortwörtlich gegenseitig mit und schafften so auch diese Etappe noch. Nach einer Tagesleistung von 390 Höhenmetern erreichten wir unser Ziel. Es erschien uns allen so surreal, angekommen zu sein. Das Ende war schneller gekommen als wir uns das alle ausgemalt hatten. Wehmut und Erleichterung kamen gleichzeitig auf. Wie schön endlich anzukommen, aber eigentlich war der Weg unser Ziel. Bei einem Belohnungs-Getränk hielten wir fest, dass uns vor allem unser Gruppengefühl ins Ziel getragen hatte.

Unser Fazit: „7 vs wild“ lässt sich in Gemeinschaft am besten schaffen!

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