Einzigartiges Meldesystem aus Köln wird auf Sicherheitskonferenz vorgestellt
Bedrohung oder gar Körperverletzung – für viele Behördenbeschäftigte im In- und Außendienst ist dieses Problem allgegenwärtig. Wie aber dagegen vorgehen? Was kann man tun, um Mitarbeiter besser zu schützen? Eine gute Lösung für viele Behörden kommt aus Köln. Sie wird auf der 7. Sicherheitskonferenz der dbb jugend nrw vorgestellt.
Bislang trägt es in vielen Kommunen der Flurfunk weiter: Ein Mann rastet im Bürgerbüro aus und bekommt dort Hausverbot. Einige Tage später wiederholt sich das Szenario ganz ähnlich bei einem vereinbarten Termin im Jobcenter. Für die Mitarbeiter beider Ämter kommt es unvermittelt. Der eine weiß zunächst vom Vorfall beim anderen nichts. Der Kollege im Jobcenter kann sich genauso wenig wappnen und Vorsorge treffen, wie vormals die Kollegin im Bürgerbüro. Das müsste so nicht sein.
So lassen sich Übergriffe vorausschauend verhindern
Würden solche Zwischenfälle erfasst und innerhalb der Behörde gezielten Gruppen zugänglich gemacht, könnten Übergriffe verhindert werden. – Sogar Todesfälle, wie sich in Köln zeigte. Vor drei Jahren kam es zu einem tödlichen Angriff auf einen Mitarbeiter der Stadtkämmerei. Dieser ist bis heute in den Köpfen präsent und ebenso die bohrende Frage, ob er hätte verhindert werden können, wenn es eine Art Frühwarnsystem gegeben hätte.
Für dieses hat die Stadt Köln gesorgt: ZeMAG (Zentrales Melde- und Auskunftssystem bei Gefährdungen von Mitarbeitern) nennt sich das System. Entwickelt wurde es vom Zentrum für Kriminalprävention und Sicherheit der Stadt Köln. Dolores Burkert heißt die Frau, die es in Zusammenarbeit mit verschiedenen Arbeitsbereichen in der Kommune auf den Weg brachte.
Über Behörden hinweg Daten nutzbar machen
Herzstück des Systems ist eine Datenbank, die – sollte es zu einem massiven Übergriff bei der Arbeit kommen – von jedem Beschäftigten der Verwaltung gefüttert werden kann. Umgekehrt können diese Vorfälle von freigeschalteten Personen eingesehen werden und so ähnliche Situationen in der gleichen oder in anderen Behörden verhindert werden. Denn man ist vorgewarnt.
Auf der 7. Sicherheitskonferenz der Deutschen Beamtenbund-Jugend NRW (dbb jugend nrw), die am kommenden Samstag, 28. August virtuell stattfinden wird, stellt Burkert das in Deutschland bislang einzigartige Meldesystem exklusiv vor. Wie funktioniert es? Was kann es über die Erfassung von Übergriffen hinaus? Welche Hürden gibt es? Welche Optionen gibt es für öffentlich Beschäftigte, das System als Idee über die Personalräte in die eigene Behörde zu bringen? All das sind Fragen, denen die Mitglieder der dbb jugend nrw bei der Sicherheitskonferenz nachgehen können.
”Uns ist der geschützte Austausch ein wichtiges Anliegen, weil es uns als Verbandsspitze zeigt, wo der Schuh noch drückt und wo wir politisch ansetzen können, um möglichst bald effektive Lösungen herbeizuführen
Susanne AumannVorsitzende der dbb jugend nrw
ZeMAG schützt die Beschäftigten
„ZeMAG hat das Potenzial, unzählige Behördenmitarbeiter bei den Städten und Gemeinden, beim Land oder sogar auf darüber hinausreichenden Ebenen vor Übergriffen zu schützen“, betont Susanne Aumann, Vorsitzende der dbb jugend nrw. Nicht ohne Grund verzeichnet die Stadt Köln bereits seit Monaten zahlreiche Anfragen. Dort hegt man den Wunsch, alle nötigen Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass eine Implementierung in jeder andere Behörde möglich wäre.
„Weil das Thema über NRW hinaus Relevanz hat, haben wir uns entschieden, die Sicherheitskonferenz zum zweiten Mal für alle interessierten Mitglieder anderer dbb-Landesverbände und der dbb-Fachgewerkschaften zu öffnen“, sagt Aumann. Trotz zahlreicher Anmeldungen von Mitgliedern aus Fachgewerkschaften wie DSTG, DJG, komba oder auch BSBD und vdla haben sich auch Mitglieder und Funktionsträger aus anderen Bundesländern angemeldet.
„Da es sich um eine virtuelle Veranstaltung handelt und sich damit die räumliche Begrenzung nicht stellt sind wir in der glücklichen Situation, noch einige Anmeldungen entgegennehmen zu können“, sagt Aumann.
Mitglieder aus Fachgewerkschaften und Bundesländern mit dabei
Spannend wird ein weiter Kreis an Beteiligten der unterschiedlichen Fachgewerkschaften und aus verschiedenen Bundesländern auch wegen des geplanten Austauschs im zweiten Teil der Veranstaltung. Dann nämlich bekommen die Mitglieder im geschützten Raum die Möglichkeit, über die eigene Situation in den Behörden vor Ort zu berichten.
„Uns ist das ein wichtiges Anliegen, weil es nicht nur den Austausch untereinander gewährleistet, sondern uns als Verbandsspitze auch zeigt, wo der Schuh noch drückt und wo wir politisch ansetzen können, um möglichst bald effektive Lösungen herbeizuführen“, sagt Aumann.
Die Sicherheitskonferenz beginnt am kommenden Samstag, 28. August um 10 Uhr und endet voraussichtlich gegen 14 Uhr. Ihr könnt bequem von zu Hause aus teilnehmen. Nach der Anmeldung bekommt ihr den virtuellen Veranstaltungslink zugesendet, unter dem ihr euch am Samstag einloggen könnt.