Delegation aus Israel zu Gast in NRW
Als Fremde gekommen, als Freunde gegangen: Acht Fachkräfte aus Israel waren auf Einladung der dbb jugend nrw Mitte Juni für sechs Tage zu Gast in Nordrhein-Westfalen. In dieser Zeit absolvierte die Gruppe ein Fachprogramm zum Thema „Verführte Jugend: Vorurteile, Rassismus und Extremismus“. Hierzu fanden Besichtigungen, Besuche und vor allem Gespräche statt. Doch neben dem fachlichen Austausch passierte noch so viel mehr.
Deutsche und Israelis arbeiten heutzutage in vielen Felder eng und vertrauensvoll zusammen. Aber auch wenn die Beziehungen gut sind, „selbstverständlich“, „normal“ oder „Alltag“ – all das sind sie nicht. Die Deutsche Beamtenbund-Jugend Nordrhein-Westfalen (dbb jugend nrw) hält seit vielen Jahren engen Kontakt nach Israel. Ihr Partner vor Ort ist die „Federation of Local Authorities in Israel“ – der Verbund der Kommunalbehörden in Israel. 1976 begann die intensive Zusammenarbeit und währt nunmehr bereits über 40 Jahre.
Endlich wieder im Austausch
Unterbrochen wurde der jährliche Austausch von Jugendlichen und Fachkräften jäh durch die weltweite Corona-Pandemie. Umso glücklicher war die dbb jugend nrw, das Austauschprogramm in diesem Jahr mit einem Besuch einer israelischen Delegation hier in NRW wieder aufnehmen zu können. Zum Thema „Verführte Jugend: Vorurteile, Rassismus und Extremismus“ hatte die dbb jugend nrw ein ansprechendes Fachprogramm zusammengestellt. Termine in Aachen, Düsseldorf, Köln und Remscheid ermöglichten nicht nur den Fachkräften aus Israel spannende Erfahrungen. Auch die begleitenden deutschen Teilnehmer/innen bekamen wertvolles Input und erlebten intensive Momente.
”Die Verbindung nach Israel hat für die dbb jugend nrw eine besondere Bedeutung. Wir sind froh, nach Corona wieder mit unserem israelischen Partner im Austausch zu sein. Nicht nur fachlich profitieren wir alle von den Austauschmaßnahmen. Auch persönlich ist jede Begegnung eine große Bereicherung.
Susanne AumannVorsitzende dbb jugend nrw
Für die dbb jugend nrw ist dieses Thema ein Herzensanliegen. Seit dem Erstarken des Populismus sind rassistische, extremistische und xenophobe Vorurteile und Ressentiments hierzulande wieder auf dem Vormarsch. Junge Menschen auf der Suche nach ihrer eigenen Identität sind oftmals anfällig für abwertende und verachtende Worte und Taten vermeintlich „Andersartigen“ gegenüber. Die dbb jugend nrw setzt sich seit jeher ein für Demokratie, Pluralismus, Toleranz sowie Gleichberechtigung und stellt sich entschieden gegen gruppenbezogene Ausgrenzung jeglicher Art. Wie sich andere Akteure gegen Rassismus, Extremismus und Antisemitismus engagieren, war Hauptgegenstand des Fachprogramms.
Erste Eindrücke sammelte die Gruppe im NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln im EL-DE-Haus. Von 1935 bis 1945 war dieses Haus Sitz der Kölner Gestapo und sein Name wurde zum Inbegriff der NS-Schreckensherrschaft in Köln – aber auch für den Umgang und die spätere Auseinandersetzung mit der NS-Geschichte der Stadt nach 1945 und bis heute. Wie man sich heutzutage Antisemitismus mit Nachdruck entgegenstellen und Haltung zeigen kann gegen Judenfeindlichkeit war auch Thema im Büro der Antisemitismusbeauftragten des Landes Nordrhein-Westfalen. In einem intensiven Austausch informierten sich die israelischen Gäste, allesamt in der Arbeit mit jungen Erwachsenen tätig, über das wichtige Engagement zu diesem Thema. Auch bei ihrem Austausch in der Landeszentrale für Politische Bildung führte die Delegation den Austausch über aktuelle Arbeit gegen Antisemitismus hierzulande fort.
Gelungene Beispiele aus der Praxis
In weiteren Gesprächen ging es darum, wie man ganz praktisch Vorurteilen und Rassismus in der Gesellschaft begegnen und junge Menschen sensibilisieren kann. Hierzu gehörten ein spannender Besuch in den AbenteuerHallenKalk, einer Einrichtung für offene Kinder- und Jugendarbeit in Köln, ein Austausch mit einem Mitarbeiter vom Kommunalen Integrationszentrum Remscheid, zuständig u.a. für die Regionalkoordination „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ und ein Termin in der Gedenk- und Bildungsstätte Pferdestall, die auf eine beeindruckende Initiative von Schülerinnen und Schülern des Emma-Herwegh-Gymnasiums in Remscheid zurückgeht und von diesen immer noch intensiv getragen wird.
Wertvolle Impulse für die Arbeit in diesem Themenfeld gaben auch ein Gespräch mit Robert Schumann, dem Gründer von Talentschmiede e.V., ein anregender Besuch mit Vertreter/innen der Deutsch-Israelische Gesellschaft Aachen e.V. sowie ein Fachgespräch mit Dr. Michael Ziemons der 2019 zum Dezernenten der StädteRegion Aachen bestellt wurde. Zu seinem Dezernat gehören das Amt für Digitalisierung und IT, das Kommunale Integrationszentrum, das Amt für Soziales und Senioren, das Gesundheitsamt, das Versorgungsamt und das Amt für Inklusion und Sozialplanung. Auch hier entspann sich ein anregender und intensiver Austausch.
Starke Beteiligung von Ehrenamtlern
Besonders machte diesen Austausch die starke Beteiligung von jungen Ehrenamtlern aus den Reihen der dbb jugend nrw. Ob in Aachen, Düsseldorf, Köln oder Remscheid: Überall kamen Mitglieder der dbb jugend nrw hinzu, begleiteten die Gruppe, nahmen Teil an den Fachterminen, diskutierten mit und tauschten sich aus mit den Gästen aus Israel – auf fachlicher wie auf persönlicher Ebene. Es war ein Austausch wie er sein soll: inhaltlich und fachlich auf hohem Niveau – und getragen durch viele Hände, großen persönlichen Einsatz und nachhaltige Begegnungen auf menschlicher Ebene. Eine Austauschmaßnahme, die bei allen Beteiligten noch lange nachwirken wird.