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Im Jubiläumsjahr ein neues „Ja“ zur Aidshilfe

Gesellschaftspolitik
23. März 2023

Als vor 15 Jahren die Kooperation der dbb jugend nrw mit der Aidshilfe an den Start ging, stieg gerade die HIV-Infektionsrate unter Jugendlichen deutlich an. Heute ist es hierzulande möglich, auch mit HIV alt werden zu können. Dennoch kann man auf die Aidshilfe nicht verzichten. Warum das so ist und warum die dbb jugend gerade im Jubiläumsjahr bewusst die Kooperation bekräftigt.

In den 1980er Jahren kursiert die Angst. Ein fremdartiges sexuell übertragbares Virus breitet sich aus. Erste Promis machen öffentlich, dass sie sich mit HIV infiziert haben und an Aids erkrankt sind. Rock Hudson, Freddy Mercury oder der deutsche Tennisspieler Michael Westphal zählen dazu. Diese Krankheit ist nicht behandelbar und führt unweigerlich zum Tod.

Angst macht sich breit – es braucht Aufklärung. Wie steckt man sich an und wie schützt man sich? Welche Risikogruppen sind besonders gefährdet? Wie bringt man das Thema Prävention vor allem an junge Menschen, um sie zu schützen?

Einmal in der Woche zur Beerdigung

Die Aidshilfen gründen sich. Der Verein in Düsseldorf erlebt 1985 seine Geburtsstunde. „In Deutschland treten in dieser Zeit vermehrt HIV-Fälle auf“, sagt Michael Intrau, Geschäftsführer der Aidshilfe Düsseldorf. „Einer unserer Mitarbeiter, der seit der Gründung dabei ist, kann sich erinnern, dass er mindestens einmal in der Woche auf einer Beerdigung war“, macht Intrau die Lage plastisch deutlich.

Die schreckvolle Zeit, in der man verzweifelt Eigenbluttherapien durchführte, in der Hoffnung sie könnten helfen, ist Geschichte. Heute gibt es wirkungsvolle Therapien, die dafür sorgen, dass Menschen mit HIV das Virus unter der Nachweisgrenze halten können und damit nicht mehr infektiös sind. Selbst schwangere, infizierte Frauen können Kinder gebären, die nicht infiziert sind.

Dennoch tut Aufklärung immer noch Not. Denn wenn auch durch effektive Therapie die Angst in Schranken verwiesen ist – Vorurteile und Stigmatisierung sind geblieben. „Das ist einer der Gründe, warum sich die dbb jugend nrw bis heute gemeinsam mit der Aidshilfe Düsseldorf stark macht“, sagt Susanne Aumann, Vorsitzende des gewerkschaftlichen Jugenddachverbandes. Inzwischen seit 15 Jahren.

Es wird uns immer geben – mit anderen Inhalten und Aufgaben.

Michael IntrauGeschäftsführer Aidshilfe Düsseldorf e.V.

Denn immer noch treffen auch junge Menschen auf Vorurteile und Ablehnung. Vor allem, wenn sie zu einer der von der Infektionsgefahr stärker betroffenen Communitys zählen. Das sind laut Angaben des Robert-Koch-Instituts hierzulande in erster Linie Männer, die Sex mit Männern haben. Aber auch Menschen, die aus Ländern kommen, in denen die Aufklärung und Prävention nicht so weit sind. Diese sind beispielsweise direkt oder indirekt betroffen, wenn Angehörige oder Partnerinnen bzw. Partner infiziert sind. „Manche wissen auch gar nichts von ihrer Infektion – vor allem bei Kindern ist das oft so“, sagt Intrau.

Jugendaustausch und Situation im Land spülte Thema hoch

Als die dbb jugend nrw sich vor 15 Jahren für das Thema zu interessieren beginnt, steigen nicht nur die Infektionszahlen unter jungen Menschen in Deutschland an. Auch die Situation in Russland – einem der Länder, in das die dbb jugend nrw damals Austauschbeziehungen hielt – ist schwierig. „Als eine Delegation zu uns zu Besuch kam, war es aus diesem Grund Thema – verknüpft mit einem Besuch bei der Aidshilfe“, erinnert sich Markus Klügel, Geschäftsführer der dbb jugend nrw.

Im Jahr 2008 wird das Thema Aids zum Leitthema des gewerkschaftlichen Jugenddachverbandes. Es gab eine Clubparty, bei der Kondome verteilt wurden, um Präventionsmöglichkeiten in die Köpfe zu bringen. Ein Aids-Infopoint auf der Website beantwortete die wichtigsten Fragen rund um Infektion, Schutz und Therapie. Über Klicks auf die Website wurden eine Woche lang Spenden für die Aidshilfe Düsseldorf gesammelt. Bis heute bestreitet die Aidshilfe einen Großteil ihrer Arbeit und unbürokratischen Hilfe über Spenden.

Auch die dbb jugend nrw startete immer wieder Spendenaufrufe. Auf diese Weise konnte beispielsweise in der finanziell schwierigen Zeit der Pandemie die Arbeit des Checkpoints der Aidshilfe unterstützt werden. Dort können sich schwule oder bisexuelle Männer ohne Anmeldung auf sexuell übertragbare Krankheiten wie HIV oder Syphilis testen lassen. Auch unterstützte die dbb jugend nrw auf diese Weise die Arbeit mit Schulklassen, bei der die Präventionsarbeit im Vordergrund steht.

Immer wieder hat die dbb jugend nrw für die Aidshilfe Düsseldorf Spenden organisiert – zuletzt im Jahr 2021

Aidshilfe Düsseldorf kommt zum Landesjugendausschuss

„Dieses gemeinsame Engagement ist also schon lange vorhanden und es soll auch fortgeführt werden“, sagt Aumann. Es zeigt sich unter anderem durch den Austausch auf mehreren Landesjugendausschuss-Tagungen (LJA). Der regelmäßige Besuch der Aidshilfe Düsseldorf mit einem Infostand ist inzwischen zu einer guten Tradition gewonnen. „Darum freut es uns, dass die Aidshilfe gerade im Jubiläumsjahr unserer Kooperationen auch mit einem Infostand beim nun startenden Frühjahrs-LJA in Köln dabei sein wird“, sagt Aumann.

Denn auch wenn die Infektion durch Medikamente beherrschbar geworden ist, ist damit nicht für jeden Betroffenen das Problem gelöst. Gerade Randgruppen oder Menschen, die auf der Flucht in Deutschland ankommen, ist der Zugang zu den lebenswichtigen, aber täglich notwendigen Medikamenten nicht immer möglich. „Kinder aus Migrantenfamilien verstehen beispielsweise manchmal nicht, warum sie täglich Medikamente nehmen müssen. Menschen, die von der Grundsicherung leben, haben manchmal das Problem, die Zuzahlung auf die Medikamente nicht finanzieren zu können“, sagt Intrau. Hier springt die Aidshilfe durch Information und als helfende Hand ein.

Unbürokratische und direkte Hilfe

„Uns sind auch lebenspraktische Hilfen wichtig“, betont der Geschäftsführer der Aidshilfe. So finanziert die Aidshilfe einmal wöchentlich ein Frühstück für HIV-positive Menschen. Im Schnitt nehmen daran 30 bis 40 Menschen teil, so Intrau. Auch Weihnachtsessen oder dringend nötige Dolmetscher werden nötigenfalls über den Verein gestemmt.

Das zeigt wie flexibel der Verein seine Arbeit und Ausrichtung an die Bedürfnisse der Community anpasst. Viel wichtiger geworden ist beispielsweise die Arbeit in Sachen Geschlechteridentität, geblieben ist hingegen der Bedarf in Sachen Aufklärung. „Vier Leute sind mit dieser inhaltlichen Ausrichtung an den Schulen unterwegs“, sagt Intrau. Es ist nötig, den Fokus der eigenen Arbeit immer wieder an die Lebenswirklichkeit anzupassen. Das mache aber die Arbeit für die Aidshilfe auch so besonders spannend. „Es wird uns immer geben – mit anderen Inhalten und Aufgaben.“

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