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Welt-Aids-Tag: Corona-Pandemie wütet – Aids nimmt zu

Gesellschaftspolitik
1. Dezember 2021

Die Corona-Pandemie lässt es in den Hintergrund treten: Nach wie vor stellt auch HIV für die Medizin eine der weltweit größten Herausforderungen dar. Darum heben wir heute zum Welt-Aids-Tag die Frage auf den Plan: Woran kann man eigentlich erkennen, dass man mit HIV infiziert ist? Und warum steigen die Infektionszahlen?

Weltweit leben rund 36,7 Millionen Menschen mit einer HIV-Infektion. Davon lebt der Großteil der Infizierten, nämlich 26 Millionen Betroffene, in Afrika. Rund 88.000 Menschen in Deutschland leben laut Angaben des Robert-Koch-Instituts mit einer HIV-Infektion. Dass diese Zahl im weltweiten Vergleich so gering ausfällt, ist unter anderem auf die gute Prä­ven­tions­arbeit hierzulande zurückzuführen. Dennoch schlagen Kommunen und Aids-Beratungsstellen Alarm, denn die Präventionsarbeit ist durch die Corona-Pandemie schwierig geworden.

Lagebericht aus Düsseldorf

Das berichtet auch die Aidshilfe Düsseldorf, mit der die Deutsche Beamtenbund-Jugend NRW (dbb jugend nrw) seit langem eng kooperiert. Vielerorts mussten die Beratungs- wie auch Testangebote durch Corona zurückgefahren werden. Zeitweise konnten sie aufgrund von Kontaktbeschränkungen auch gar nicht stattfinden, berichtet auch die Aidshilfe in Düsseldorf. Frühzeitige und niederschwellige Testangebote wie Aufklärungsarbeit in den Schulen und auf den Straßen – vor allem in besonders infektionsgefährdeten Gruppen – waren unmöglich.

Das schlägt sich nach Informationen der Arbeitsgemeinschaft Aids-Prävention NRW auch in den aktuell veröffentlichten Zahlen über nachgewiesene HIV-Neuinfektionen nieder. Im Jahr 2020 fiel deren Zahl um 24 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Positiv ist die Rückentwicklung der Infektionszahlen allerdings ganz und gar nicht. Der Grund: Die Experten gehen davon aus, dass sie nur aufgrund fehlender Testmöglichkeiten innerhalb der Coronakrise schlecht ausfällt.

Durch fehlende Tests bleiben Infektionen unerkannt.

Im Gegenteil nehmen die Fachleute an, dass dieses Fehlen an Testoptionen die Infektionszahlen sogar in die Höhe getrieben hat, dies nur derzeit nicht erfasst werden kann. Darauf deuten auch Hinweise der Aidshilfe Düssel­dorf. Dort berichtete man im Interview mit der dbb jugend nrw, dass man zeitweise sogar die einzige Test­stelle in Düsseldorf war. Die Kommune schickte Test­interessierte komplett zur Aidshilfe Düsseldorf, weil das Gesundheitsamt der Stadt durch Corona überlastet war.

Hinzu kommt: Zwar wissen viele, wie sich HIV überträgt – nämlich in allererster Linie durch ungeschützten Ge­schlechts­ver­kehr oder auch über beim intravenösen Dro­gen­konsum genutztes Spritzbesteck. Kaum jemand weiß aber, wie sich eine mögliche HIV-Infektion zeigt.

Im Frühjahr konnte die dbb jugend nrw die Aidshilfe Düsseldorf zuletzt mit einer Spende unterstützen

Das sind die ersten Anzeichen einer HIV-Infektion

Zu den frühsten Anzeichen der Infektion mit dem Human Immunodeficiency Virus (HIV) zählen – ähnlich wie bei Corona – grippeähnliche Symptome. Meist zeigt sich leichter Fieber, das maximal bei 39 Grad Celsius liegt, es treten Hals­schmerzen auf und Betroffene fühlen sich müde und abgeschlagen. Außerdem schwellen häufig auch die Lymphknoten an. Auch Kopfschmerzen, Muskel- und Gliederschmerzen, Durchfall und extremer Nachschweiß können auf die Infektion hinweisen.

HIV-infizierte Menschen leiden im Vergleich zur Normalbevölkerung zudem häufiger unter Hauterkrankungen, wie die Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG) mitteilt. Typisch dabei sind sogenannte Markererkrankungen der Haut und Schleimhaut, Gürtelrose oder Pilzinfektionen im Mund oder im weiblichen Genitalbereich.

Was geschieht, wenn HIV erst spät erkannt wird

Das Fatale: Meist verschwinden diese Erstsymptome schnell wieder, denn der Körper beginnt im Verlauf der Krankheit Antikörper zu bilden. Mit Hilfe derer gelingt es dem Körper zwar das Ausmaß der Erkrankung zu verringern. Besiegen kann das Immunsystem diese jedoch nicht.

Schlussendlich geraten die anfänglich gezeigten Symptome in Vergessenheit. Die Krankheit aber verbreitet sich still und leise weiter im Körper und richtet große Schäden an inneren Organen wie dem Darm an. Zeichen der fortschreitenden Infektion: Die Anfälligkeit für diverse Krankheiten steigt enorm an. Ohne Therapie nimmt das Immundefizit zu und es entwickeln sich Tumoren und weitere Infektionen. Diese verlaufen aufgrund der gestörten Immunabwehr oft sehr schwer.

Infektionen zunehmend erst in spätem Stadium diagnostiziert

Die Erstdiagnose wird darum zunehmend oft erst in fortgeschrittenem Stadium diagnostiziert, sagt die DDG. Derzeit liegt der Anteil der späten Diagnosen bei 32 Prozent, wie die Fachgesellschaft mitteilt. Eine frühe Therapie ist jedoch für den Therapieerfolg maßgeblich. Was hinzukommt: Nur erfolgreich behandelte HIV-Infizierte gelten als nicht mehr ansteckend. Wissen Menschen nichts von ihrer Infektion, übertragen sie die unheilbare Erkrankung unwissentlich.

Aus diesem Grund ruft auch die WHO dazu auf, das tödliche HI-Virus nicht aus den Augen zu verlieren, weil weltweit alle Augen auf die Covid-19-Pandemie gerichtet sind. WHO-Regionaldirektor für Europa, Hans Henri P. Kluge bringt warnt davor, die Bekämpfung von HIV aus dem Ruder laufen zu lassen. „Seit dem ersten Nachweis des HIV im Jahr 1984 hat das Virus mehr als 35 Millionen Menschenleben gekostet und eine der verheerendsten Pandemien der Geschichte verursacht. Wir müssen die Bekämpfung wieder auf Kurs bringen.“

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