Immer flexibel bleiben: Homeoffice auf dem Küchenstuhl
Im März 2020 erklärte die Bundesregierung für Deutschland den Pandemiefall. 21 Monate sind seitdem vergangen. Zeit für einen Blick zurück. Was hat die Pandemie verändert? Was haben Beschäftigte im Öffentlichen Dienst gestemmt und welches Zeugnis bekommen die Arbeitgeber? René Schmidt beschreibt, wie es bei ihm und seinen Kollegen war.
Abstand halten, Kontakte meiden, möglichst wenig gemeinschaftlich ein und dieselben Dinge nutzen – das war gleich zum Beginn der Pandemie die wichtigste Strategie, um sich nicht mit Corona zu infizieren. Für viele Bereiche des Öffentlichen Dienstes, in denen es um das öffentliche Leben geht, wurde es schwierig. Denn öffentliches Leben funktioniert nur durch Kontakt mit Bürgerinnen und Bürgern. Wenn eine Verwaltung trotzdem leistungsfähig bleiben möchte, geht das nur, wenn man ganz andere Wege geht und digitaler arbeitet.
Damit kam auf die IT-Bereiche der Verwaltungen eine Unmenge an Arbeit zu. Unzählige Beschäftigte aus diversen Abteilungen mussten mit flexiblen und schnellen technischen Lösungen fit fürs Homeoffice gemacht werden. Das hieß gerade zu Beginn der Pandemie in den IT-Bereichen: Stress, Mehrarbeit, flexibel bleiben.
Hardwarebeschaffung war ein Problem
„Das Anfangsproblem: Es scheiterte zunächst bei der Hardware, weil sie nicht für jeden zur Verfügung stand“, sagt René Schmidt, der im IT-Bereich einer Berufsgenossenschaft arbeitet. Das nächste Problem: Zwar reagierte man schnell und bestellte die nötige Hardware. „Doch kam diese aus Asien und damit wegen langanhaltender Lieferengpässe nicht“, sagt Schmidt. Doch auch hier zeigte man sich vielerorts flexibel und ermöglichte sogar die Arbeit von zu Hause aus mit eigener Hardware.
„Ich glaube, dass viele Arbeitgeber sich da sehr kompromissbereit gezeigt haben“, sagt Schmidt. Frühzeitig habe man sich auch um OP- und FFP2-Masken für alle Beschäftigten bemüht, bei denen die nötigen Abstände nicht eingehalten werden konnten. Auch der Außendienst bekam über den Arbeitgeber sehr schnell nötige Schutzmasken. Denn nicht in allen Fällen ließ sich jede Arbeit auch aus dem Homeoffice erledigen. Die Außendienstmitarbeiter sind beispielsweise auch unterwegs, um die Sicherheitsfachkräfte in den Betrieben zu betreuen. Das geht kaum telefonisch, sagt Schmidt.
”Ich glaube, dass sich die meisten aus meinem Kollegenkreis auch in besonders kritischen Phasen in der Pandemie gut durch den Arbeitgeber unterstützt sahen.
René Schmidt
Homeoffice hat auch Nachteile
Doch weiß auch er aus eigener Erfahrung, dass es mit einem Laptop am Heimarbeitsplatz nicht getan ist. Ein Küchenstuhl sei nun einmal kein Schreibtischstuhl. Acht Stunden gesundes Sitzen war darauf kaum möglich. „Auch die Trennung von Arbeit und Freizeit ist nicht einfach, wenn plötzlich der private Wohnraum auch gleichzeitig das Büro ist“, sagt Schmidt. Der Switch im Kopf fehlt alleine durch den ausbleibenden räumlichen Wechsel.
Dass viele Menschen im Homeoffice arbeiten, zeigte sich bei der Berufsgenossenschaft, für die Schmidt tätig ist, auch an anderer Stelle deutlich: Die Zahl der Wegeunfälle ging deutlich zurück. Schwieriger wurde es für Schmidts Kolleginnen und Kollegen allerdings, wenn Betroffene nach schweren Arbeitsunfällen Reha- und Wiedereingliederungsmaßnahmen bei der Berufsgenossenschaft beantragten. Das zu organisieren sei in der kontaktbeschränkten Pandemiezeit teils schwierig gewesen, sagt René Schmidt.
Papiermassen mussten digitalisiert werden
Viel zu tun gab es mit der Umstellung aufs Homeoffice auch in anderen Abteilungen. So sei beispielsweise der Bereich „Zentraler Ausgang“ deutlich ausgelasteter gewesen. Viele Dokumente mussten nun nämlich erst einmal digitalisiert werden, um den Mitarbeitern im Homeoffice überhaupt zugänglich gemacht zu werden.
Insgesamt aber zieht René Schmidt trotz der schwierigen Zeit ein positives Resümee: „Ich glaube, dass sich die meisten aus meinem Kollegenkreis auch in besonders kritischen Phasen in der Pandemie gut durch den Arbeitgeber unterstützt sahen.“