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Bereit für morgen: Die dringende Notwendigkeit einer Bildungsreform

Jugendpolitik, Öffentlicher Dienst
10. August 2023

Die Situation im Bildungssystem ist angespannt. Alle Menschen, die es selbst einmal durchlaufen haben oder es bei ihren Kindern erleben, wissen um die ein oder andere Schwachstelle. Trotzdem hat sich in den letzten Jahren kaum etwas verändert. Einige Probleme haben sogar weiter zugenommen und sorgen so für Unzufriedenheit bei allen Beteiligten. Mit der Motivation daran etwas ändern zu wollen, ist ein Bündnis von Stiftungen, Verbänden, Gewerkschaften und Politik entstanden.

Unter der Bezeichnung „#Neustart.Bildung.Jetzt“ haben sich bisher 113 Unterstützende der Initiative angeschlossen. Ihr Ziel ist es, einen „echten Nationalen Bildungsgipfel“ einzuberufen, um alle Entscheidungstragenden im Bildungsbereich sowie auch Eltern, Kinder und Jugendliche an einen Tisch zu bekommen. Die Missstände, die sie in den verschiedenen Bildungsphasen ansprechen, sind dabei vielfältig und komplex.

Frühe Bildung setzt Grundsteine für das ganze Leben

Bereits bei den Jüngsten unserer Gesellschaft gibt es Handlungsbedarf. So fehlen im frühpädagogischen Bereich nicht nur hunderttausende Kita-Plätze für die Kinder, sondern auch mehrere zehntausende pädagogische Fachkräfte. Dabei herrscht gerade in den frühsten Jahren die größte Vulnerabilität. Genau hier ist es so wichtig, frühzeitig entsprechende Qualität für Kinder zu gewährleisten, um Grundsteine für ihre weitere Bildungsbiografie zu legen. Doch sowohl in dieser Phase als auch in fast allen anderen Bildungsbereichen fehlen bundesweite Qualitätsstandards. Dabei zahlt sich jeder Euro, der bereits früh investiert wird, sowohl für das Kind als auch die Gesellschaft aus.

Eine Bildungsphase weiter, an den Grundschulen, gibt es sowohl bei den Lehrkräften als auch den pädagogischen Fachkräften im Offenen Ganztag einen enormen Fachkräftemangel. Gerade in diesem Lebensabschnitt ist es von großer Bedeutung Chancengleichheit und gute Startbedingungen im Bildungswettbewerb herzustellen. Wissenschaftliche Ergebnisse offenbaren immer wieder, dass Bildungserfolge weiterhin noch sehr stark von der eigenen sozialen Herkunft abhängen. Dabei ist mit Chancengleichheit nicht der Ausgleich von Startbedingungen gemeint, sondern der Erwerb gleicher Grundkompetenzen. Alle Kinder sollten demnach unabhängig von ihrer sozialen Stellung oder der ihrer Eltern, ihrer Religionszugehörigkeit, ihres Geschlechts oder ihrer Herkunft individuell gefördert und gefordert werden. Doch dafür bedarf es ausreichender und gut qualifizierter Fachkräfte.

Der geforderte nationaler Bildungsgipfel ist ein sinnvoller Schritt, um möglichst unbürokratisch die Vielzahl der aktuellen Herausforderungen anzugehen. Wichtig ist, dass dieser Dialog- und Reformprozess kontinuierlich bestehen bleibt und in die konkrete Umsetzung kommt.

Susanne AumannVorsitzende der dbb jugend nrw

Wachsende Belastungen im Schulsystem

Bei der Erhebung von Leistungsständen schneiden die deutschen Schülerinnen und Schüler immer schlechter ab, denn fehlendes Lehrpersonal sorgt beispielsweise für Unterrichtsausfall, größere Schulkassen oder auch Unterricht durch fachfremde Lehrpersonen. Die zunehmende Arbeitsbelastung der vorhandenen Lehrkräfte stellt aktuell auch keinen Anreiz dar, warum junge Menschen ins Lehramt gehen sollten.

Im Bereich von Digitalisierung und Inklusion gibt es bereits viele gute Ansätzen, doch die Umsetzung erscheint wie ein Hindernislauf. Es fehlt an einer klaren Strukturierung und besseren personellen Begleitung der Prozesse. So bleiben Fördermittel teils unausgeschöpft oder versanden bevor sie dort ankommen, wo sie gebraucht werden. Gerade in Bezug auf Inklusion bedarf es einer engeren Kooperation zwischen Bund und Ländern, um hier voranzukommen.

Der Anteil der Schülerinnen und Schüler ohne Schulabschluss bleibt weiterhin erschreckend hoch. 2021 gab es zudem mehr als 2,5 Millionen junge Menschen zwischen 20 und 34 Jahren, die keinen Berufsabschluss erlangt haben. Dies stellt vor allem für die betroffenen Menschen aber auch die Gesellschaft ein deutliches Risiko dar.

Gerade in den Grundschulen und dem Offenen Ganztag ist der Fachkräftemangel tagtäglich spürbar. Um wahre Chancengleichheit zu erreichen, ist es wichtig von Anfang an gleiche Grundkompetenzen zu erwerben. Dies ist nur mit einer angemessenen Anzahl an qualifiziertem Personal möglich.

Daniel WeberStellv. Vorsitzender dbb jugend nrw

Bildung in Zeiten von Unsicherheiten und Krisen

Trotz zunehmender Krisen, Konflikte, Unsicherheiten und Hass gegen Minderheiten werden Kürzungen beim Kinder- und Jugendplan (KJP) sowie bei der politischen Bildung für den Bundeshaushalt 2024 diskutiert. Dabei ist die Finanzierung im Bereich außerschulischer Angebote grundsätzlich schon problematisch. Die Ausgaben für den Kinder- und Jugendplan des Bundes um 20 Prozent zu kürzen ist ein fatales Signal. Eine kontinuierliche Zusammenarbeit zwischen Bund, Ländern und Kommunen zu schaffen, ist hier unabdingbar. Auch, wenn der Föderalismus aus guten Gründen im Bildungsbereich weiter bestehen sollte.

Zukunft der Bildung jetzt gestalten

Nach Veröffentlichung dieses Appells erschienen weitere Initiativen, die ähnliche Forderungen stellen. Dies macht deutlich, wie dringlich die Lage ist. Die dbb jugend nrw unterstützt die Idee des Bündnisses und sieht die Handlungsbedarfe im Bildungssystem, sowohl aus der Perspektive junger Menschen als auch der Lehrkräfte und pädagogischen Fachkräfte sowie der Gesamtgesellschaft.

Es muss sich strukturell etwas verändern, um nicht nur kurzfristig eine Besserung zu erreichen. Dabei darf nicht außer Acht gelassen werden, dass die Gründung eines Bildungsgipfels und eine Debatte dazu alleine nicht ausreichen. Die notwendigen Veränderungen müssen von der Spitze bis zur Basis gedacht und umgesetzt werden. Die dbb jugend nrw fordert daher eine zukunftssichere und sozial gerechte Bildung, die Chancengerechtigkeit schafft und den Beschäftigten schnellstmöglich bessere Arbeitsbedingungen schafft.

Hier könnt ihr euch weiter über die Initiative informieren: https://neustart-bildung-jetzt.de/

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