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„Ich habe viel Kraft und Energie aus dem Ehrenamt gezogen“

Gesellschaftspolitik
23. August 2023

Ehrenamtlich zu arbeiten kostet Freizeit, Engagement und auch Einsatzstärke. Aber es bedeutet auch einen Zugewinn, der sich nicht finanziell aufwiegen lässt. Diese Erfahrung hat auch Carina Valentin gemacht. Erst war sie ehrenamtlich für die Deutsche Steuergewerkschaft unterwegs, dann entschied sie sich für mehr – und bekam mehr.

„Als ich mit meinem dualen Studium begonnen habe, bin ich sofort in die Gewerkschaft eingetreten“, erinnert sich Carina Valentin. Heute ist sie 30 Jahre alt, arbeitet im Finanzamt Bonn und ist in Sachen Gewerkschaftsarbeit schon so etwas wie ein alter Hase. Sie ist als ehemalige Jugendleiterin der dbb jugend bonn inzwischen ehrenamtlich als stellvertretende Vorsitzende des dbb Bonn aktiv. Lange Zeit war sie zudem auch auf Bezirksebene für die Deutsche Steuergewerkschaft, DSTG tätig. Viel zu tun, könnte man denken, aber über die Zeit wurde es sogar mehr statt weniger.

Es ist ein tolles Gefühl, viele Leute um sich herum zu haben und zu wissen, dass man sich auf sie verlassen kann

Carina Valentin

Genauso ist es auch mit den Erfahrungen und den unbezahlbaren Zugewinnen, die Carina mit ihren Ehrenämtern sammelt. Denn inzwischen tritt die 30-Jährige nicht nur über die gewerkschaftliche Interessenvertretung für gemeinsame berufliche Belange und Verbesserungen ein. Sie gestaltet auch das gesellschaftliche Leben in Buschdorf mit – einem kleinen Stadtteil von Bonn.

„Viele kennen sich hier ihr Leben lang“, erzählt sie. Ihr gibt das ein gutes Gefühl, denn in einer solch gut funktionierenden Dorfgemeinschaft ist es leichter, Lasten auf verschiedenen Schultern zu verteilen. Man fühlt sich halt ohnehin eingebunden und der Weg zum Ehrenamt ist nicht mehr allzu weit. Darum entscheidet sich Carina 2017 dazu, neben ihrem gewerkschaftlichen Ehrenamt einen weiteren ehrenamtlichen Job zu übernehmen: im Karnevalsverein. „Ich habe da auch getanzt“, erklärt sie ihre Motivation, sich dort einzubringen.

Selber zu gestalten fühlt sich gut an

Inzwischen ist ihr Engagement noch weiter gewachsen. In einem zweiten Karnevalsverein gestaltet Carina die Arbeit aktiv mit. Der Karnevalsausschuss Buschdorf wählte sie jüngst erst in den Vorstand – und nach der Geburt ihrer Kinder ist die junge Frau zudem seit 2020 im Elternbeirat der Kita.

„Ich bin ein Machertyp“, sagt sie keck über sich selbst. Aus der ehrenamtlichen Arbeit weiß sie, wie gut es sich anfühlt, gemeinsam etwas zu bewegen. „Es ist ein tolles Gefühl, viele Leute um sich herum zu haben, sie zu kennen und zu wissen, dass man sich auf sie verlassen kann“, beschreibt die 30-Jährige ihre Motivation. Was sie zudem am Ehrenamt schätzt: „Man kann die Arbeit auf vielen Schultern verteilen“ – Teamwork also.

Was das Ehrenamt geben kann

Besonders in der Elternzeit hat sie das Ehrenamt im Kopf beweglich gehalten und ihr einen Ausgleich zur Kinderzeit gegeben, sagt sie. „Es hat gut getan, mal aus dem Alltag auszubrechen und nicht immer nur Mama zu sein. Ich habe viel Kraft und Energie daraus gezogen.“

In ihrer gesamten Ehrenamtszeit hat Carina viel dazugelernt: Zeitweise sei sie für die Vereine als „Mädchen für alles unterwegs“. Das braucht viel Flexibilität und die Fähigkeit, sich in immer neue Aufgaben hineinzudenken. Von der Kartenausgabe über „Finanzbeauftragte“, Elferratsmitglied oder Strippenzieherin im Festausschuss, aber auch als Begleitung für die Karnevalsprinzessinnen in Buschdorf war sie schon dabei. Und wenn es nötig ist, zaubert Carina noch ganz nebenher den Waffelteig für den Verkauf des herzigen Gebäcks, um zusätzlich Geld in die Kasse zu holen.

Welche Eigenschaft oder Fähigkeit sie im Rückblick im Laufe der Jahre durch die freiwillige Arbeit dazugewonnen hat, wollen wir wissen. „Ich bin viel selbstbewusster, offener und extrovertierter geworden“, sagt die junge Frau. Bevor sie die „Schulbank“ in der ehrenamtlichen Lebensschule gedrückt hat, sei sie vor allem Fremden gegenüber verschlossen gewesen.

Irgendwann sind selbst Treffen mit Spitzenpolitikern fast „normal“

„Ich habe das beispielsweise dadurch gelernt, dass ich Themen auf Bundes- und Landesjugendausschüssen der DSTG mit auf die höhere Ebene nehmen und dort vertreten musste“, sagt die junge Gewerkschafterin. Auch Treffen mit Spitzenpolitikern und Reisen, die sie im Ehrenamt machte – wie beispielsweise eine Bildungsfahrt über die DSTG-Jugend nach Krakau – haben dafür gesorgt, dass sie in ihrer Persönlichkeit gewachsen ist.

Alles in allem sind das Erfahrungen, die Carina nicht mehr missen möchte. Nicht immer sei es jedoch leicht, sich die Zeit dafür zu nehmen, ist ihre Erfahrung. Zeitlich sei das Ehrenamt oft ein Problem – vor allem in der Kombination mit Job und Familie. Für sie sei derzeit ehrenamtliche Arbeit nur deshalb in größerem Umfang möglich, weil sie in Teilzeit arbeite. Ein Ansatzpunkt, an dem Politik, Arbeitgeber und Kollegen gefragt seien, Freiräume zu schaffen, damit die unentgeltliche Arbeit für alle überhaupt leistbar bleiben.

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