Vom Podcast zur Kooperation: Geschichten, die das Leben schreibt
Eigentlich sollte es nur ein Podcast sein. Übers Ehrenamt. Doch während Robert Schumann und Susanne Aumann so quatschten, wird klar – da schlummert mehr. Eine gemeinsame Geschichte über junge Menschen und ihre Visionen, eine Talentschmiede und die dbb jugend nrw.
Robert Schumann ist Polizist, 36 Jahre alt und sozial engagiert. Ein Mann mit Visionen, Ideen und jemand, der andere zusammenbringt. Zum Beispiel am Mikrofon. Wenn er podcastet nämlich. Mit Vorliebe erzählt er dort mit anderen Menschen, die ein Ehrenamt ausüben und sozial orientiert unterwegs sind. So wie Susanne Aumann – Vorsitzende der dbb jugend nrw.
„Wir hatten gleich ein Match“, sagt Aumann. Zwei spontane Treffer gab es nämlich schon im ersten Gespräch: Beiden geht es um Bildungsgerechtigkeit und um Chancengleichheit. „Die dbb jugend nrw arbeitet schon seit langer Zeit in beiden Bereichen“, betont die Chefin der dbb jugend nrw. Einmal gewerkschaftspolitisch, aber auch durch die Jugendarbeit – wie Seminarangebote für junge Menschen und Kooperationen mit Schulen. Dort bietet der gewerkschaftliche Dachverband beispielsweise Workshops in Sachen Resilienz oder Kommunikationstraining an. Es geht um Kinder und Jugendliche, die nach Corona Aufholbedarf haben und es geht auch um Selbstbehauptungstrainings für Mädchen mit und ohne Behinderung.
”Wir freuen uns riesig, weil uns viel verbindet und wir gemeinsam in Zukunft viel schaffen können.
Susanne AumannVorsitzende dbb jugend nrw
Gematcht hat das, weil Robert Schumann nicht nur in seiner Funktion als Polizist mit sozialem Blick durch die Weltgeschichte geht. Auch in seinem eigenen Ehrenamt als Gründer der Talentschmiede und Talentmentor geht es um ein gemeinnütziges Anliegen: junge Menschen in ihrem Werden und ihren Zielen zu unterstützen, indem man eigene Netzwerke und berufliche Erfahrungen anzapft und weitergibt.
Rührt man das zusammen, ergibt sich eine zukunftsträchtige Kooperation. Im Dezember 2022 ist diese offiziell an den Start gegangen. „Wir freuen uns riesig darüber, denn es gibt viel, was uns verbindet und was wir in Zukunft gemeinsam schaffen können“, wirft Aumann den Blick voraus.
Talente zwischen 15 und 25 gesucht
Die Talentschmiede will junge Menschen zwischen 15 und 25 in der Persönlichkeitsentwicklung und auch auf dem Weg zur beruflichen Orientierung und dem Start ins Berufsleben unterstützen. Bislang ist der Verein Talentschmiede e.V. damit hauptsächlich regional unterwegs.
Im kommenden Jahr hat die Talentschmiede mit ihren derzeit 21 Mentoren allerdings auf dem Plan, auch auf Azubimessen für ihr kostenloses Angebot zu werben. „Als Landesverband können wir vielleicht helfen, den Sprung auf eine Verbreitung in ganz NRW zu unterstützen“, sagt Aumann.
Ein weiteres Ziel: Gemeinsame Workshops. „Die dbb jugend nrw hat viel Erfahrung, gute Konzepte und auch die Trainerinnen und Trainer, um jungen Menschen in der Persönlichkeitsentwicklung und beruflichen Orientierung weiterzuhelfen“, sagt Susanne. Dabei denkt sie an Resilienztrainings ebenso wie an die Themen „Wie präsentiere ich richtig“ oder „So bewerbe ich mich richtig“.
Nicht Berufe, sondern realistische Bilder über Berufe vermitteln
Darüber hinaus zielt die Talentschmiede darauf ab, jungen Menschen ein realistisches Bild verschiedener Berufe zu vermitteln. „Am besten können das Menschen, die in diesen Berufen tätig waren und sind. Denn sie kennen nicht nur die Vorzüge der Jobs, sondern können auch auf Dinge aufmerksam machen, für die man gestrickt sein muss oder die man von außen betrachtet nicht direkt sieht“, sagt Robert Schumann.
Vorteil der dbb jugend nrw: „Wir vertreten als gewerkschaftliche Jugenddachorganisation die ganze Bandbreite des Öffentlichen Dienstes: IT-Spezialisten, Polizei- und Lehrkräfte, Verwaltungsexperten in kommunalen Behörden und in der Finanzverwaltung und viele andere Bereiche mehr“, sagt Aumann. Sie sieht darin ein großes Potenzial, das man weitergeben könne.
Oft erlebe sie, dass Lebensläufe nicht geradlinig und direkt in den Öffentlichen Dienst führen. Aktuell sehe man dies bei der Zunahme an Quereinsteigern in den Öffentlichen Dienst. „Wir sehen das positiv“, sagt Aumann. Es gehöre in vielen Lebensverläufen dazu, Rückschläge einstecken zu müssen und nach einer Neuorientierung auch wieder selbstbewusst einen Neustart zu wagen.
Auf der Autobahn des Lebens gibt es viele Ausfahrten
Die Botschaft sei: Es ist nicht schlimm, einen Wendepunkt zu erleben und eine andere Ausfahrt als die ursprünglich geplante zu nehmen. „Wir haben die Chance, jungen Menschen die Bedenken zu nehmen und Erfahrungen, die wir selbst vielleicht hier und da gemacht haben, weiterzugeben“, betont Aumann. Frei nach dem Motto: „Hinfallen, aufstehen, Krone richten, weitermachen.“
Für die dbb jugend nrw sei die Talentschmiede eine Plattform, in der man die Erfahrung junger Beschäftigter aus dem Öffentlichen Dienst weitergeben könne. Auf diese Weise könne man vielleicht auch ein Stück weit junge Menschen für die Arbeit dort interessieren und begeistern. „Umfragen zeigen immer wieder, dass junge Menschen häufig durch Bekannte oder persönliche Erfahrungen in den Öffentlichen Dienst kommen“, sagt Aumann. Normalerweise sitzen in den Schulen keine jungen Menschen, die bei der Frage nach der Berufswahl sagen, dass sie schon immer Verwaltungsfachkraft werden wollten.
Die Kooperation mit der Talentschmiede könne ein eigener Beitrag gegen den Fachkräftemangel im Öffentlichen Dienst sein. Aber auch Themen wie der Einsatz für eine interkulturelle Öffnung und Vielfalt seien berührt.
Ein erster Schritt zur Intensivierung der gemeinsamen Arbeit: Im nächsten Jahr soll die Talentschmiede auf der Landesjugendausschuss-Fortbildungstagung im Herbst dabei sein und sich und ihre Arbeit vorstellen. Auch erste Workshops unter dem Dach der dbb jugend nrw sind angedacht. 2023 kann kommen.