Meet & Greet: Parlamentarischer Abend in Düsseldorf
Rahmenbedingungen für ehrenamtliches Engagement und Attraktivität des Öffentlichen Dienstes: zwei Themen, die bei der dbb jugend nrw derzeit besonders im Fokus stehen. Was der gewerkschaftliche Jugenddachverband hier an Verbesserungsmöglichkeiten sieht, war Thema beim Parlamentarischen Abend „Meet & Greet – Jugend trifft Politik“ Ende Februar im Düsseldorfer Maxhaus. Zu den prominenten Gästen gehörten die Staatssekretärin für Sport und Ehrenamt Andrea Milz sowie Düsseldorfs Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller.
Ohne das ehrenamtliche Engagement Millionen Freiwilliger würde vieles in diesem Land nicht funktionieren: In kleinen Orten würde niemand mehr Brände löschen. Geflüchtete hätten es schwerer, sich im Land zurechtzufinden. Bedürftige müssten häufiger hungern, Obdachlose hätten weniger Hilfe, alte Menschen wären einsamer. Vielen Kindern würde niemals vorgelesen. Es gäbe kaum Trainerinnen, kaum Schiedsrichter, kein Vereinsleben. Nicht mal Wahlen könnten stattfinden, weil niemand da wäre, der Stimmzettel auszählt. Auch gewerkschaftliche Arbeitnehmervertretung ruht auf den Schultern unzähliger ehrenamtlich Engagierter. Kurzum: Ohne ehrenamtliches Engagement würde die Gesellschaft nicht funktionieren – sie würde zusammenfallen wie ein Kartenhaus.
”Ehrenamtliches Engagement ist unbezahlbar – aber unheimlich wertvoll
Susanne AumannVorsitzende dbb jugend nrw
Doch die Bedingungen für ehrenamtliches Tun sind alles andere als optimal. Insbesondere ehrenamtliche Gewerkschafter sieht die Deutsche Beamtenbund-Jugend NRW (dbb jugend nrw) hier benachteiligt. Zwar sind die Aufwandsentschädigungen aller freiwillig Tätigen bis zu einer Höhe von 3.000 Euro steuerfrei. Ehrenamtliche Gewerkschafter sind von dieser Steuerbefreiung allerdings explizit ausgenommen. „Das kann nicht sein, schließlich opfern auch gewerkschaftlich Engagierte neben ihrer beruflichen Tätigkeit einen Großteil ihrer Freizeit und oft zudem Urlaubstage und Überstunden für das Ehrenamt“, moniert die Vorsitzende des gewerkschaftliche Jugenddachverbands Susanne Aumann und fordert: „Hier muss nachgebessert werden: Auch gewerkschaftliche Aufwandsentschädigungen sollten steuerfrei sein, mindestens in Höhe der Übungsleiterpauschale“.
Auch fehlt für ehrenamtlich Aktive im Öffentlichen Dienst ein Rechtsanspruch auf Sonderurlaub für ihr freiwilliges Engagement. Zwar ist Sonderurlaub für derartige Zwecke möglich – doch diesen zu gewähren liegt im Ermessen des Arbeitgebers bzw. Dienstherrn. Und hier werden allzu oft dienstliche Gründe angemeldet, die der Genehmigung von Sonderurlaub angeblich entgegenstehen. Die Folge: Die Ehrenamtlichen nehmen Erholungsurlaub, um ihren gewerkschaftlichen Termin wahrzunehmen. Hiergegen sprechen dann plötzlich keine dienstlichen Gründe mehr. Mit einem Rechtsanspruch auf Sonderurlaub würde der Öffentliche Dienst als Arbeitgeber nicht nur einen Dienst für die Gesellschaft unterstützen. Es wäre auch attraktiver, für ihn tätig zu sein. Auch hier sieht die dbb jugend nrw noch Luft nach oben.
”Das Ringen um die besten Köpfe des Öffentlichen Dienstes muss im 21. Jahrhundert ankommen: Es reicht heutzutage nicht mehr aus, Stellenanzeigen mit der Optik von Todesanzeigen in die Zeitung zu setzen
Susanne AumannVorsitzende dbb jugend nrw
Was die dbb jugend nrw überdies moniert: „Durch das Ehrenamt werden häufig besondere Kompetenzen erworben, die bislang in der beruflichen Entwicklung keine Rolle spielen, obwohl sie für den Beruf von Relevanz sein können“, sagt Aumann. Darum zielt eine Forderung des gewerkschaftlichen Jugenddachverbandes darauf ab, solche Kompetenzen im Öffentlichen Dienst bei den Zulassungsvoraussetzungen sowie Stellenprofilen anzuerkennen oder diese bei Einstellung entsprechend in der Zuordnung nach Erfahrungsstufen zu berücksichtigen.
Diese und weitere Punkte, die der gewerkschaftliche Jugenddachverband in seinen Positionspapieren zum Thema „Ehrenamt“ und zum Thema „Attraktiver Öffentlicher Dienst“ gesammelt hat, trug die dbb jugend nrw beim Parlamentarischen Abend „Meet & Greet – Jugend trifft Politik“ auch an die Vertreter/innen aus der Politik heran. Die dbb jugend nrw freute sich sehr, dass auch die Staatssekretärin für Sport und Ehrenamt Andrea Milz zu den Gästen gehörte – und dass die Anliegen der jungen Ehrenamtler bei ihr offensichtlich auch auf fruchtbaren Boden fielen. „Ich sehe bei allen Veranstaltungen immer nur lächelnde Ehrenamtler/innen. Scheint so als würde ehrenamtliche Arbeit auch zufrieden machen. Sie geben ihre kostbare Freizeit her, um sich gesellschaftlich einzubringen. Das schätze ich wert“, machte Milz deutlich, welch hohen Stellenwert sie ehrenamtlichem Engagement einräumt.
Die dbb jugend nrw hofft, dass auch die Politik und der Öffentliche Dienst als Arbeitgeber dieselbe Wertschätzung empfinden – und diese Wertschätzung auch in spürbar verbesserten Rahmenbedingungen zum Ausdruck bringen. Hierfür machte der gewerkschaftliche Jugenddachverband beim Parlamentarischen Abend jedenfalls bei den Vertreter/innen von Landesregierung, der Stadt, dem nordrhein-westfälischen Landtag und den Jugendorganisationen der Parteien kräftig Werbung. Und wenn das nicht reicht? Dann werden die jungen Gewerkschafter/innen weiter dicke Bretter bohren. Denn noch eins zeichnet Ehrenamtler/innen aus: Sie haben einen langen Atem. Und wenn sie für eine Sache brennen, setzen sie sich auch gegen Widerstände durch. Nur wer anpackt, kann etwas bewegen und die Welt ein Stückchen besser machen. Ganz gleich in welchem Ehrenamt.